Abraumhalde an der Carretera Central, Lima – Huancayo (© Hildegard Willer)

Eine Abraumhalde für Limas Wasserader

Die Wasserversorgung für die Zehn-Millionen-Stadt Lima fusst auf einem ausgeklügelten System von Stauseen und Tunneln. Ein geplantes Bergbauprojekt stellt deswegen eine grosse Gefahr dar.

Die Wasserversorgung für die Zehn-Millionen-Stadt Lima fusst auf einem ausgeklügelten System von Stauseen und Tunneln. Perus Hauptstadt Lima ist nach der ägyptischen Hauptstadt Kairo die trockenste Stadt der Welt, weil sie in einem wüstenähnlichen Gebiet liegt und es dort kaum regnet.

Da Limas Einwohnerzahl wächst und klimatische Extremereignisse wie Starkregen oder Erdrutsche zunehmen, verschärft sich die Wasserknappheit in Lima.

Während des südamerikanischen Sommers zwischen Dezember und April führen die drei Flüsse (Rímac, Lurin und Chillon), die die Stadt mit Wasser versorgen, aufgrund der reichlichen Regenfälle, die in den Anden fallen, reichlich Wasser.

Nach dem Sommer nimmt aber das Wasservolumen der drei Flüsse dramatisch ab.

Der Fluss Rímac ist mit Abstand der wichtigste Wasserlieferant der Küstenmetropole. Das Abflussregime des Flusses ist durch das Schmelzwasser der Gletscher sowie den Niederschlag in den Anden geprägt. Dabei unterliegt auch dieser Fluss den großen jahreszeitlichen Schwankungen – und die Wassermenge ist von der Intensität der Regenfälle in den Bergen abhängig.

Um die fast zehn Millionen Hauptstädter*innen mit Wasser zu versorgen, baute das städtische Wasserunternehmen von LIMA – SEDAPAL in den 1960er Jahren den Transanden-Tunnel. Dieses Bauwerk ist der einzige Weg, um Gewässer des Río Mantaro vom Wassereinzugsgebiet des Atlantiks zum Río Rímac an die Pazifikküste umzuleiten, und macht etwa 62% des verfügbaren Wasservolumens während der Trockenzeit von Mai bis November für das Versorgungsunternehmen aus.

Im Transanden-Tunnel wird Wasser von der Atlantikseite der Anden zur Pazifikseite hin geführt. Foto: HIldegard Willer

 

Dank eines Lagunensystems von natürlichen Seen und Stauseen in den Anden wird das Wasser in den niederschlagsreichen Monaten gespeichert und steht in der Trockenzeit Lima als Wasserspender zur Verfügung.

Mitten in diesem Lagunensystem und nur 500 Meter vom Haupteingang des Transanden-Tunnels entfernt, beabsichtigt das Bergbauunternehmen Southern Peaks Mining, Rückstandsbecken für Bergbauabfälle und Flotationsschlämme aus der Erzaufbereitung für das Abbauprojekt Ariana zu bauen.

Aufgrund der Bedeutung des Transanden-Tunnels für die Hauptstadt Lima hat SEDAPAL wiederholt seine Besorgnis über die Durchführung des Ariana-Projekts zum Ausdruck gebracht. Für SEDAPAL stellt der Bau und Betrieb der Rückstandsbecken für Bergbauabfälle und -schlämme des Ariana-Projekts ein hohes Risiko dar und würde die Wasserversorgung von Lima gefährden.

Dr. Steven H. Emerman, ein anerkannter Geowissenschaftler und internationaler Experte im Bereich Staudämme und Rückstandsbecken für Bergbauabfälle, hat am 12. Januar 2021 den Bericht „Risikoanalyse des Rückstandsbeckens im Kupfer- und Zink-Abbauprojekt Ariana“ vorgelegt.  Der Bericht wurde von den NGOs Cooperaccion (Peru) und Earthworks (USA) in Auftrag gegeben. Emerman kommt zu dem Schluss, dass das Projekt abgelehnt werden müsste, und führt als Begründung an, dass „das Unternehmen in seiner Analyse beliebige Modellparameter, die den Feldmessungen widersprechen, genutzt habe, die zeigten, dass das Fundament des Rückstandsbeckens eine unbedeutende Scherfestigkeit aufweist, d.h. vor einer horizontalen Belastung oder Scherspannung (wie den Bewegungen eines Erdbebens) kollabieren, die Rückstände freisetzen und die Umwelt ernsthaft beeinträchtigen würde”.

Dr. Emerman meint, dass „bei einem Dammbruch, die Bergbaurückstände (Schlämme) sofort in Richtung des Wassereinlasses des Transanden-Tunnels, der Sammelkanäle, des Nebenflusses Carispaccha fließen und das Leben der Bewohner*innen der Siedlungen Corpacancha – Santa Ana, Sincamachay gefährden würden. Ebenfalls würde das Wasserkraftwerk Malpaso betroffen sein“.

Die Bedenken richten sich in erster Linie gegen den Standort des Projekts, gefolgt von den schwerwiegenden Mängeln bei der Berechnung des Risikos und der Stabilität des Rückstandsbeckens, welche auf einigen unbewiesenen Annahmen beruht und nicht mit der seismischen und klimatischen Realität des Projektgebiets übereinstimmt. Zudem wurden offensichtlich internationale Richtlinien, für diese Art von Infrastruktur, falsch ausgelegt.

Am 4. März äußerte SEDAPAL vor dem Sechsten Verfassungsgericht des Obersten Gerichtshofs von Lima seine begründete Besorgnis über das Projekt und forderte die Suspendierung des Ariana-Bergbauprojekts.

Der Rechtsstreit um die Wasserressourcen für Lima geht weiter und sicher in eine nächste Runde, wenn der Gerichtshof sein Urteil demnächst verkündet.

Lima, 30.03.2021

Dipl.-Ing. Elizabeth Zamalloa

EH von DUE/BfdW in CooperAccion

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