Editorial InfoPeru Nr. 45

Liebe Leserin, lieber Leser des InfoPeru,

am 27. Juli, als alle Augen Perus auf den bevorstehenden Regierungswechsel gerichtet waren, kam die Hiobsbotschaft: die Staatsanwältin Marcelita Gutiérrez hat die Klage der zwangssterilisierten Frauen gegen Ex-Präsident Alberto Fujimori und seine damaligen Gesundheitsminister abgewiesen. Es habe sich dabei um politische Richtlinien und nicht um systematische Menschenrechtsverletzungen gehandelt, so die Begründung.

In den 90-er Jahren war das staatliche Gesundheitspersonal angehalten worden, möglichst viele Frauen in Peru – vor allem Bäuerinnen mit vielen Kindern – zu sterilisieren. Dies geschah sehr oft ohne die Zustimmung der betroffenen Frauen.  Für ihr Engagement erhielten die betroffenen Frauen noch im Dezember den Menschenrechts-Preis des Dachverbandes der Menschenrechts-NGOs (https://www.infostelle-peru.de/web/menschenrechts-preise-2015/)

Nun hat ihr Wunsch, dass das ihnen angetane Unrecht auch als solches anerkannt wird, einen herben Dämpfer erhalten.

Es gibt aber auch Positives von der peruanischen Frauenfront zu berichten: der Aufruf “Ni una menos”, zuerst im Internet gestartet, hat eine Welle von Erfahrungsberichten zu erlittener sexueller Belästigung ausgelöst. Vor allem junge peruanische Frauen sind nicht mehr gewillt, sexuelle Belästigung schamvoll zu verschweigen. Für den 13. August ist ein grosser Protestmarsch in Lima gegen sexuelle Belästigung geplant. Ein Beispiel für die positive Macht des Internet, und wie es – hoffentlich –  Protest auf die Strassen bringt.

Auch sonst haben wir Positives zu berichten: die Amtsübernahme durch den neuen Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski  ist mit der Hoffnung verbunden, dass Peru auf einem demokratischen, sozialer gerechten und modernen Weg weitergeht.  In zwei Artikeln stellen wir die grossen Vorhaben des neuen Präsidenten sowie seine Regierungsmannschaft vor.

Dann möchte die Infostelle gleich zwei Jubilaren gratulieren: die Peru-Partnerschaft der Erzdiözese Peru wird 30 Jahre alt und das Reverse-Programm der ehemaligen Peru-Voluntarios “Color Esperanza” feiert sein 10-jähriges Bestehen.  Der Freiwilligendienst in Peru ist inzwischen keine Einbahnstrasse mehr. Immer mehr junge Menschen aus Peru können ein Freiwilligen-Jahr in Deutschland verbringen. Wir stellen zwei dieser peruanischen Freiwilligen vor.

Und schliesslich möchten wir Sie einladen, unsere neue Webseite www.infostelle-peru.de zu besuchen und ohne Scheu unsere Artikel zu kommentieren. Falls Sie in sozialen Netzwerken unterwegs sind, so können sie auch via Facebook und Twitter mit uns kommunizieren.

Hildegard Willer