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Chronologie der Corona-Krise in Peru

Eine Chronologie aus über 100 Beiträgen in Zeitungen, Sozialen Netzwerken und Mails von Partnerorganisationen, Basisorganisationen, politischen Parteien Bekannten und Freund*innen – und trotzdem ist diese Übersicht nur ein „Schlaglicht” und keine vollständige Übersicht.

 

06.03.2020

  • Erster Mensch ist in Peru am Corona-Virus erkrankt.

 

10.03.

  • Die am Dengue-Fieber im südlichen Regenwald Erkrankten nehmen zu.

 

12.03.

  • Kritik am Gesundheitsministerium, dass über die Coronagefahren nicht in indigenen Sprachen informiert wird
  • Es überwiegen noch die Schlagzeilen, die informieren, was in China oder Italien geschieht.

 

15.03.

  • Peruanische Regierung erklärt den Nationalen Ausnahmezustand und erlässt ähnliche Verbote wie in Europa.

 

17.03.

  • Erste Coronaerkrankung eines Shipibo-Mannes. Er erhält über die sozialen Netze üble rassistische Beschimpfungen bis zu „man soll solche Typen, die uns den Tod bringen, verbrennen”.
  • Apostolisches Vikariat im südlichen Regenwald (Pucallpa) stellt alle pastoralen Besuche ein.
  • Regierung stellt die Zahlung von 380 Soles (ca. 100 Euro) für alle, die wegen der Ausgangssperre nicht arbeiten können etc., zur Überbrückung in Aussicht
  • Heftige Kritik, dass Bergbauunternehmen weiterhin arbeiten können, was durch intensive Interventionen der einflussreichen Industrie- und Handelskammer als Ausnahme genehmigt wurde.
  • Große Minenbetreiber wie Antamina erklären, dass alle ihre Arbeiter sicher arbeiten können und sich nicht anstecken
  • Erster peruanischer Staatsbürger stirbt in Madrid am Virus.
  • Ausgangssperre in Cusco, es werden Bilder von leeren Plätzen und Straßen gezeigt
  • Der indigene Dachverband Perus AIDESEP schlägt Alarm wegen der besonders gefährlichen Situation der indigenen Bevölkerung, in deren Gebieten selbst in normalen Zeiten die Gesundheitsposten kaum ausgerüstet sind.
  • Große Proteste der Tourismusbranche, dass die harten Einschränkungen nichts brächten und schlecht fürs Geschäft seien.

 

18.03.

  • Erkrankung eines Führers der Föderation Frenamad, San Martin, nach seiner Rückkehr aus den Niederlanden, wo er gegen die Erdölfirma Pluspetrol protestierte.
  • In der nördlichen Regenwaldregion Loreto sind zehn Menschen am Coronavirus erkrankt.
  • Lob von Expert*innen und Landwirtschaftsministerium für die familiäre Landwirtschaft gerade in diesen Zeiten

 

19.03.

  • Offiziell gibt es 145 Erkrankte an COVID-19.
  • Erste Artikel darüber, dass die Umwelt größter Gewinner dieser Pandemie sei, Luft und Wasser werden sauberer
  • Längere Beiträge über den Zynismus der guten Ratschläge wie „immer Hände waschen“, wenn es für viele Menschen z.B. in den trockenen, hügeligen Außenbezirken Limas kein fließendes Wasser gibt. 1000 Liter von Tankwägen kosten bis zu 30 Soles, ca. 9 Euro. Je höher die Menschen dort wohnen, desto weniger Wasser kommt zu ihnen.
  • In Cusco wird ein Labor zur Früherkennung des Coronavirus installiert.
  • Die Rechnungen für Trinkwasser in den Häusern werden für zwei Monate gestundet.
  • Die Organisation der Asháninka am Ene-Fluss, zentraler Regenwald Perus, erklärt, dass sie für ihr Gebiet einen Einreisestopp verhängt hat.
  • Mehrere Artikel in Medien, dass das Coronavirus durch US-Soldaten nach China eingeschleppt wurde

 

20.03.

  • Proética (Transparencia in Peru) verlangt dringend, dass die Hilfszahlungen des Staates transparent und seriös eingesetzt werden.
  • Die Verantwortlichen in der Nord-Küsten-Region Piura rufen dringend die Bevölkerung auf, die Ausgangsbeschränkungen zu beachten.
  • In Lima dringende Aufrufe, trotz der Hitze nicht in Gruppen an den Strand zu gehen
  • Zunahme von Berichten über Hamsterkäufe, speziell auch von Toilettenpapier

 

22.03.

  • Verstärkte Kritik, dass das peruanische Gesundheitssystem seit Jahren unterversorgt ist und jetzt kollabieren wird
  • Antrag von Mirtha Vásquez (Frente Amplio), dass die Regierung das Arbeiten in Minen endlich untersagt
  • Peru hat seine Außengrenzen geschlossen. Ungefähr 3.600 deutsche Touristen, wie auch junge Menschen des „Weltwärts“-Programms warten auf Ausreisemöglichkeiten.
  • Verstärkt besorgte Anfragen von Freund*innen aus Peru, wie es uns in Deutschland geht – das unter anderem verursacht durch die Bilder im Fernsehen wie der Transport von Toten in Militärfahrzeugen
  • Die Regierung der Region Amazonas schließt alle Straßen und Brücken in ihre Region. Ausnahmen gibt es für Lebensmitteltransporte.
  • In Ayacucho (Anden) wird ein Labor zur Früherkennung des Virus ausgestattet.
  • Die Direktorin des Krankenhauses in Satipo (zentraler Regenwald) kritisiert Falschmeldungen, dass dort erste Corona-Schwerkranke liegen.
  • Bewohner*innen des Armenviertels Cantagallo (Lima) bekommen nur minimal in Eimern Trinkwasser.
  • In der südandinen Stadt Juliaca machen ronderos – mit Peitschen in der Hand – Druck auf die Menschen, in ihren Häusern zu bleiben. Die Polizei ist kaum aktiv. Händler nutzen die Situation aus. Reis wird bis zu 100% teurer.
  • 95% der Peruaner*innen, so eine neue Umfrage, unterstützen die Regierungsmaßnahmen wie die Ausgangssperre.
  • Besorgte Informationen, dass die Corona-Pandemie besonders schlimm für alte Menschen ist, die nicht einmal die Grundrente („Pension 65“) bekommen.

 

23.03.

  • Die ultrareligiöse Partei FREPAP organisierte einen Hilfsflug für arme Menschen aus Lima, die dort „gestrandet waren“ zurück nach Cusco. Einer ihrer Abgeordneten flog mit seiner Familie mit, obwohl er nicht zum Personenkreis gehörte. Die Partei strengte ein Disziplinarverfahren – unter anderem vorläufiger Ausschluss als Abgeordneter – an.
  • Nach Lima gibt es die meisten Covid-19-rkrankten in Piura und Iquitos.
  • In Lima gibt es die meisten Covid-19-Erkrankten in den Stadtvierteln Santiago de Surco (23) und in Miraflores (20), die wenigsten z.B. im Arbeiter- und Industrieviertel Ate-Vitarte (2) oder in San Martin de Porres (0).

 

24.03.

  • Die Banco de la Nación teilt ihren 600.000 Kund*innen mit, dass die Zahlung des Überbrückungsgeldes von 380 Soles noch nicht erfolgen kann.
  • Die Auszahlung fängt an, die Menschen in abgelegenen Gebieten haben – noch – keinen Zugang dazu.
  • Von 6.664 kontrollierten Verdachtspersonen sind 395 positiv, 17 sind in Intensivbehandlung.
  • Die große Bierfabrik Backus (Lima) kommt dem Verbot vom Verkauf von Bier nach und spendet eine Million Wasserflaschen für Militär und Krankenhäuser.
  • 000 Sets zur Verdachtskontrolle sind im Ausland bestellt.
  • CARE (Asháninka) kritisiert, dass das Militär weiterhin Autos in ihr Gebiet im zentralen Regenwald am Enefluss fahren lässt.
  • 150 in Peru lebende Mediziner*innen aus Cuba erwarten ihre Anerkennung durch Peru, damit sie bei der Corona-Pandemie mithelfen können.
  • Die Zahl an Toten durch das Dengue-Fieber nimmt zu, von 50 ist die Rede.
  • Heftige Warnungen, keine Fledermäuse zu töten, weil diese das Coronavirus nicht übertragen und wichtig sind
  • Die Brücken und Straßen z.B. von Cajamarca in die Region Amazonas sind geschlossen.
  • Der Direktor des Krankenhauses in Iquitos (Regenwald) macht drastisch auf völlig unzureichende Ausrüstung für Corona-Erkrankte aufmerksam.
  • Mehrere Zeitungsbeiträge: Die Corona-Pandemie trifft auf ein Gesundheitssystem in Peru im Kollaps-Zustand.
  • Zur wichtigen Vorsorge „oft Hände waschen“ gibt es Beiträge wie: Drei Millionen Peruaner*innen haben keinen Zugang zu fließendem Wasser
  • Die Regionalregierung von San Martin kauft für eine Million Soles Schutzkleidung und Materialien für Ärzte und Krankenschwestern.
  • Eine Bürgerschutztruppe in Tambogrande (Piura) züchtigt Jugendliche, die zu mehreren Fußball spielen.
  • In der Andenregion Abancay gehen Hunderte von informellen Händlern ihrer Tätigkeit nach.
  • Einige Dörfer in der Andenregion Apurímac richten Straßensperren ein und lassen keine Fahrzeuge mehr durchfahren.
  • Die erste Krankenschwester stirbt in Lima am Coronavirus.
  • Der evangelikale Pastor Orestes Pompeyo, Abgeordneter der rechten Partei Podemos Peru, bringt einen Gesetzesentwurf mit anderen Abgeordneten ein: einen Nationalen Gebetstag einzuführen, erstmals in der Corona-Zeit im April 2020.

 

25.03.

  • Erneute Warnungen, dass die sogenannten nichtkontaktierten Indigenen gegenüber COVID-19 besonders stark gefährdet sind und diese auslöschen könnten
  • Stand der Coronaerkrankten in Peru: 480
  • Die Kongressabgeordnete Martha Chávez (früher bei der Fujimori-Partei) schimpft: Präsident Vizcarra nutze den Kampf gegen COVID-19 nur, um ewig im Amt bleiben zu können.
  • Zum Thema „Hände waschen“: Die Bewohner*innen der südlichen Küstenstadt Chincha haben seit zwei Monaten kein fließendes Trinkwasser und waschen die Wäsche in Rinnsälen.
  • Die Ausgangssperre wird jetzt von 135.000 Polizist*innen, 60.000 Soldat*innen und 30.000 kommunalen Ordnungshüter*innen kontrolliert.
  • Die zentrale Corona-Informationszentrale wird von 1.200 Mitarbeiter*innen betreut und erhält täglich bis zu 80.000 Anrufe

 

26.03.

  • Die Zahl der Coronafälle ist auf 480 gestiegen, neun Tote sind zu beklagen.
  • Ungefähr 11.000 Personen wurden angezeigt, weil sie ohne wichtigen Grund die Ausgangssperre nicht beachtet haben.
  • Die Auszahlung des Überbrückungsgeldes in Höhe von 380 Soles beginnt. Zunächst wird an Frauen zwischen 18 und 60 Jahren, die in der Liste der Berechtigten aufgeführt sind, in den Städten ausgezahlt.
  • 40% der Frauen in der ländlichen Region von Ayacucho (Anden) erklären, dass sie aufgrund der Ausgangssperre körperliche Gewalt erleiden.
  • Diskussion in sozialen Medien: Die durch die Krise entstandene bessere Luft in Lima muss als Ansporn dafür dienen, dass nach Ende der Pandemie nicht der frühere schlimme Zustand wieder eintritt
  • Wichtige Regierungsmaßnahme: Alle Distrikte (Landkreis-Bürgermeisterämter) erhalten zwischen 200.000 und 600.000 Soles Unterstützung für den Ankauf und die Verteilung von Lebensmittel an bedürftige Familien.
  • Aus vielen Städten (Küste, Anden, Regenwald) kommen Klagen, dass sich Grundlebensmittel und Atemmasken um bis zu 100% verteuern.
  • Basisorganisationen fordern dringend: Weil die politische Klasse in Peru weiterhin zum großen Teil korrupt ist, müssen Ankauf und Verteilung der Lebensmittel jetzt transparent und korrekt laufen. Gefordert wird die Einrichtung von Komitees zur Mitsprache mit Teilnehmenden wie Stadträte (concejos – auch aus anderen Parteien als denen der Bürgermeister), Friedensrichter*innen, Frauenkomitees, Dorfräte etc.)
  • Die Gesundheitsministerin empfiehlt, die Schuhsohlen zu desinfizieren.
  • Die Ausgangssperre wird um zwei Wochen bis zum 12.04.20 verlängert.
  • Indigene Organisationen wie ORPIO (Oriente, Loreto) oder FANAMAD (San Martín) fordern, dass indigene Familien in die Liste der Berechtigten für die Auszahlung des Überbrückungsgeldes eingetragen werden.
  • Indigene Organisationen fordern, dass die Gesundheitsposten mit Personal besetzt und besser ausgerüstet werden.
  • Private PKW´s, die auf Straßen zur Provinz Atalaya (Ucayali) mit Lebensmitteln unterwegs waren, wurden unterwegs von Menschen aus den kleinen Colono-Siedlungen überfallen. Die Lebensmittel wurden ihnen weggenommen.
  • Im Krankenhaus in Bambamarca (Anden, Cajamarca) fehlt die Schutzkleidung. Die einfachen Schutzmasken die früher bis zu umgerechnet 3,50 Euro kosteten, kosten jetzt 56 Euro und die besseren, bisher 15 Euro kosten, jetzt bis 250 Euro.
  • Auch hier sind alle Zufahrtsstraßen gesperrt. Der große Sonntagsmarkt, sonst mit tausenden Händlern und Bauern bestückt, ist leergefegt.
  • Die staatlichen Zuschüsse betragen zum Beispiel 330.000 Soles im Distrikt Rio Negro (Zentraler Regenwald, Provinz Satipo) oder auch 650.000 Soles im größeren Distrikt Rio Tambo (Provinz Satipo).

 

27.03.

  • Bewohner*innen von Tampe (Provinz Condorcanqui, Region Ucayali) fertigen Masken aus den Blättern der biajo (worin sonst Lebensmittel eingewickelt werden) und setzen auf totale Quarantäne.
  • Wegen der zahlreichen Coronafälle (36) in der Region Loreto (Iquitos) verfügt die Regionalregierung eine Ausgangssperre von 12 Uhr bis 5 Uhr früh.
  • Der Verbund der Kleinbauern fordert angesichts der Gelder für Lebensmittel-Käufe für die Distrikte, dass diese vorrangig für regionale Lebensmittel eingesetzt werden.
  • Das Kultusministerium (Vizeministerium für Interkulturalität) verbietet jegliches Betreten der Gebiete, in denen Indigene leben, die in freiwilliger Isolation leben (sog. Nicht-Kontaktierte). Ausnahmen: wenn sie der Gesundheit und Sicherheit dieser BewohnerInnen dienen.

 

28.03.

  • Die Hilferufe in sozialen Netzen und an Zeitungen „wir brauchen Unterstützung“ werden immer dramatischer. Besonders betroffen sind alle, die im sogenannten Informellen Sektor arbeiten, sogenannte Selbständige wie Taxifahrer, Putzfrauen, Straßenhändler*innen, Tagelöhner etc.

 

31.03.

  • Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) kritisiert Peru für das Gesetz, wodurch Ordnungskräfte nicht in Untersuchungshaft genommen werden können, auch wenn sie jetzt Menschenrechte in Ausübung ihrer „Corona-Aufsichtspflicht“ verletzen.
  • Botschaften von Schamanen an die Töchter und Söhne in Europa: wir hier haben unsere Pachamama, die uns beschützt. Wir haben hier im Regenwald keine Angst. Der Virus ist schnell wieder weg. Habt keine Angst…
  • Auch die Organisation der Achuar hat den Zugang zu ihren Territorien abgeriegelt. Das gilt auch für Händler oder Erdölfirmen wie Geopark, Petroperu, Pluspetrol etc.
  • Die früheren Sportunterkünfte Villa Panamericana im Distrikt Villa El Salvador sollen zu einem großen Ersatzkrankenhaus mit bis zu 3.000 Betten hergerichtet werden.
  • In der Regenwaldregion Loreto sterben die ersten zwei Menschen am Coronavirus.

 

01.04.

  • Die Zahl der an COVID-19 Erkrankten ist auf 1.065 gestiegen, 30 sind gestorben.
  • Verstärkte Diskussionen, was Polizisten und Militärs bei Durchsetzung der Sicherung der Ausgangssperre „dürfen“.
  • General Cesar Astudillo: Die Wilden, die die Ausgangssperre nicht einhalten, sind schwer zu bändigen. Wenn wir Waffen einsetzen müssen, machen wir das auch.
  • Aussagen evangelikaler Prediger: Dieser tödliche Virus entsteht aus dem Bösen. Er erreicht Dich nur, wenn Du in diesem Umfeld unterwegs bist.
  • Martha Chavez: Der neue Gesundheitsminister verteilt jetzt Pillen gegen Lungenkrankheiten. Später verteilt er über die Fanatiker*innen der Genderideologie die „Pille danach“ an junge Mädchen.
  • In Lima, einer der schmutzigsten Großstädte Lateinamerikas, hat sich die Luftqualität während der Ausgangssperre um 58% verbessert.
  • Mehrere Beiträge in Zeitschriften: Wir können nach Corona nicht zur bisherigen „Normalität“ zurückkehren, denn diese ist und war das Problem.
  • Die Regionalregierung von San Martin schließt ihre „Grenzen“ und bittet das Militär, diese zu sichern, denn die bisherigen Corona-Kranken seien alle von außerhalb der Region gekommen.
  • Ein dritter Minenarbeiter (von Antamina) ist am Virus erkrankt.
  • In Tarapoto (San Martin) wird das Tierkrematorium der dortigen Universität für das Verbrennen von an Covid-19 verstorbenen Menschen vorbereitet.
  • Die Bewohner*innen der Uros (Inseln im Titicacasee) sind besorgt: Eine Besucherin aus Italien wurde positiv auf Covid-19 getestet.
  • Immer mehr Indigenen-Organisationen fordern: Lieferung von Basis-Lebensmittel statt Auszahlung von Geld, auch, weil der Zugang zu Banken nicht möglich ist.
  • Der Dachverband indigener Organisationen im Amazonasgebiet COICA fordert von der Regierung Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionsgefahr: Informationskampagnen in indigenen Sprachen, Ausbau des Gesundheitssystems, bessere Überwachung der Öl- und Bergbaufirmen sowie Holzfäller, bessere Koordination mit den indigenen Organisationen
  • Vertreter*innen von Kunsthandwerker*innen fordern, dass auch sie Anspruch auf das Überbrückungsgeld von 380 Soles erhalten. Dies sei bisher nur bei wenigen der Fall.

 

02.04.

  • Die peruanische Regierung ordnet Maskenpflicht an, in großen Geschäften immer noch für 1,50 Soles erhältlich.
  • Der Ausnahmezustand wird bis zum 12. April verlängert.
  • Nach Lima verzeichnet die Region Loreto am meisten Corona-Infizierte (77 registrierte Fälle).
  • Ungefähr 200 Angehörige der indigene Völker Awajún y Wampís, die in Lima leben, befinden sich in einer sehr kritischen Lage. Sie haben keinerlei Einkünfte mehr. Nur zwei Familien haben das Überbrückungsgeld von 380 Soles erhalten.
  • Diskussionen darüber, dass jetzt die Zeit für die Einführung des Grundeinkommens gekommen sei.
  • Proteste der Confederación Nacional Agraria, weil das Überbrückungsgeld nicht für Campesino-Familien gilt.
  • Der Dorfrat von Cuninicos, acht Stunden Flussfahrt von der Stadt Iquitos entfernt, lässt keine Fremden mehr in das Dorf als einzige Sicherheit vor dem Virus.
  • Der indigene Dachverband AIDESEP fordert von der Regierung einen Sonderplan für das Amazonasgebiet und die indigenen Gemeinden, da die staatliche Unterstützung bisher nur die städtische Bevölkerung erreicht hat. AIDESEP bietet zur Organisation der Hilfen die Infrastruktur seiner Mitgliedorganisationen an. Die indigenen Gemeinden fordern Atemschutzmasken und Lebensmittel.

 

03.04.

  • Ab heute gelten verschärfte Ausgangsbeschränkungen: Jetzt dürfen montags, mittwochs und freitags nur noch Männer für Einkäufe und dringende Besorgungen auf die Straße, dienstags, donnerstags und samstags nur Frauen. Sonntags gilt eine absolute Ausgangssperre. Ausnahmen für systemrelevante Arbeiten. Daraufhin gibt es auch viele Witze in sozialen Netzen. Eine Frauengruppe aus Chiclayo (Nordküste) schrieb: Prima, dann sind die Männer mal wenigstens eine Zeit lang außer Haus.
  • 1,4 Peruaner*innen haben bisher das Überbrückungsgeld von 380 Soles erhalten. An weitere 1,3 Mio. soll es in den nächsten Tagen ausgezahlt werden.
  • Die Regierung überlegt, das Überbrückungsgeld auch an Kleinbauern und –bäuerinnen sowie an Kunst- und Kulturschaffende auszuzahlen.

 

04.04.

  • Die Frauenministerin informiert: Während der Zeit der Ausgangssperre haben 5.418 Frauen das Nottelefon angerufen und um Hilfe wegen gewaltsamer Übergriffe gebeten. 528 Frauen und Kinder sind in deshalb in stationärer Behandlung (Servicio de Atención Urgente), davon 43 wegen Vergewaltigung, 27 davon sind Kinder.
  • Laut Wirtschaftsministerium werden 30 Milliarden Soles (8,8 Mrd. Euro) für 350.000 Unternehmen, vor allen kleinere mit weniger als zehn Arbeiter*innen als günstigen Kredit vergeben.
  • Regierungsbeschluss: Firmen können ihre Produktion bis 90 Tage aussetzen ohne Löhne zu zahlen.

 

05.04.

  • Die ersten Gefangenen und Wärter mit Verdacht auf Corona-Ansteckung werden aus dem Gefängnis in Callao gemeldet. Dieses Gefängnis ist für 572 Gefangene gebaut, 3.200 Menschen sitzen aktuell ein.
  • Mitarbeiter*innen im medizinischen Bereich sollen – während der gesamten Corona-Pandemiezeit – 720 Soles als Sonderzahlung bekommen.
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06.04.

  • Ab heute bieten die Schulen online-Unterricht an. Die Lehrergewerkschaft SUTEP bemängelt, dass die technischen Voraussetzungen und Kenntnisse hierfür nicht vorhanden seien. Ab dem 4. Mai soll wieder normaler Schulunterricht stattfinden.
  • Das Landwirtschaftsministerium verkündet, dass sich z.B. der Export von Avocados trotz Corona in den ersten drei Monaten 2020 nochmals erhöht hat, auf 36.412 Tonnen. Es betont, dass die Packer*innen alle Atemmasken benutzen.

 

07.04.

  • Die Zahl der Infizierten ist auf 2.954 gestiegen, 107 Menschen starben an Covid-19.
  • Die Ausgangssperre wird bis zum 28.4. verlängert. Gründonnerstag und Karfreitag gilt absolutes Ausgehverbot.
  • Der leitende Arzt des Krankenhauses in Iquitos bemängelt, dass sie mindestens 15 Atemmaschinen brauchen, aber nur sieben haben.
  • Mitarbeiter*innen im Gesundheitsdienst im Regenwald von Loreto beklagen, es gebe keine wirklichen Testmöglichkeiten. Sie haben Utensilien für zehn Tests. Diese müssen in fünf Bootsstunden nach Iquitos gebracht werden, dann wird das für neue Tests wieder zurückgenommen. Für eine Hinfahrt werden mit dem Boot 180 Gallonen Diesel benötigt, die 2.700 Soles (ca. 280 €) kosten.
  • Diverse Bauernorganisationen fordern dringend – unterstützt von Abgeordneten von Frente Amplio, umgehend Produkte von Kleinbauern für die Lebensmittelverteilung zu kaufen. Diese vergammelten auf den Feldern, weil sie nicht verkauft werden dürfen.

10.04. 

  • Der Notstand mit Ausgangsverbot wird bis 26. April verlängert. Die Ausgangssperre nach Geschlechtern getrennt wird zurückgenommen.

14.04.

  • Bereits 7 Abgeordnete des peruanischen Kongresses sind positiv auf Covid19 getestet worden. 

 

 Heinz Schulze, Annette Brox