Die grösste Bank Perus, die BCP, gehört zum Imperium der Familia Romero (© Andina/difusion)

CONFIEP und Grupo Romero regieren mit

Der peruanische Unternehmerverband und die Unternehmen der Familia Romero haben in Peru grosse Macht.

 

1. REGIERT DIE CONFIEP  EIGENTLICH PERU?

Ein Blick auf den mächtigen Wirtschaftsverband.

 

Im Schwerpunktthema zur Wirtschaft (nach Corona) in Peru darf ein Blick auf die CONFIEP nicht fehlen.

CONFIEP steht für Confederación Nacional de Instituciones Empresariales Privadas, der Nationale Zusammenschluss der Privatwirtschaft Perus. Er wurde 1984 mit zunächst sieben Wirtschaftsverbänden gegründet. Jetzt gehören 21 Wirtschaftsverbände aus zehn führenden Wirtschaftssektoren des Landes dazu. Das sind unter anderem: der Verband der privaten Pensionsfonds (ATP), der Verband der peruanischen Banken (ASBANC), die nationale Vereinigung der Bergwerk-, Erdöl- und Energieunternehmen, die nationale Vereinigung der nationalen pharmazeutischen Labore, der Dachverband der Freizeit- und Sportgeschäfte, der Dachverband der Exporteure (COMEX) … (website von CONFIEP).

Die CONFIEP vertritt die Interessen ihrer Mitglieder in enger Kooperation mit der Politik. Einige Beispiele: In der Zeit der Diktatur unter Präsident Fujimori wechselten CONFIEP-Präsidenten wie Manuel Sotomayor oder Roque Benavides in dessen Regierungsmannschaft. Dass CONFIEP unter Roque Benavides später den Wahlkampf der Fujimori-Tochter Keiko (2011) mit zwei Millionen Dollar unterstützte, war dann nur logisch.

Aktuelle Einmischungen in die Politik:

In der Anfangszeit der Corona-Pandemie 2020 forderte die aktuelle CONFIEP -Präsidentin María Isabel León vom Arbeitsministerium unter anderem eine Verfügung, mit der schnell und ohne auf die aktuellen Arbeitsgesetze achten zu müssen eine große Anzahl von Arbeiter*innen entlassen werden können. Das wurde von der Regierung nicht eins zu eins umgesetzt, aber in der Form der CONFIEP entsprochen, dass die Firmen ihre Arbeiter*innen schnell in einen unbezahlten “Urlaub” schicken konnten. Das betraf im Mai 2020 über 200.000 Arbeiter*innen (getion.pe/economía/suspension – mtpe). Confiep stand weiter hinter den Kostenvorstellungen der privaten Kliniken, die für eine Covid 19-Behandlung zwischen 100.000 und 700.000 Soles, ca. 28.000 bis 200.000 €, verlangten. Das ließ die peruanische Regierung nicht zu. CONFIEP bedauerte das mit dem Kommentar, dass dieses eine wirtschaftliche Instabilität erzeugen und inländische wie ausländische Investoren abhalten würde, in den privaten Gesundheitsbereich in Peru zu investieren. Die privaten Kliniken bekommen – wenn sie überhaupt Patienten des staatlichen Gesundheitsdienstes behandeln – immer noch für eine Intensivbehandlung 55.000 Soles (ca. 16.000 €), auch wenn die Behandlung nur einen Tag dauert.

Zu nennen ist weiter der Kampf von CONFIEP gegen die Ratifizierung des Informations- und Teilnahmeabkommens ESCAZÚ. Dieses hat Peru bereits 2018 unterschrieben. Jetzt steht die Ratifizierung an, also die Übernahme in peruanisches Recht. Die CONFIEP arbeitet mit Unwahrheiten wie dieser: Bei einer Ratifizierung des Abkommens müsse Peru die Souveränität von über 60% des tropischen Regenwaldes aufgeben. Das Abkommen würde dagegen eine stärkere Mitbestimmung der Bevölkerung ermöglichen und auch eine höhere Souveränität über die eigenen Rohstoffe.

Allein diese wenigen Beispiele zeigen, wie stark dieser Unternehmens- und Wirtschaftsverband die peruanische Politik (mit)bestimmt.

(Heinz Schulze, aus Informationen von: getion.pe; salud-con-lupa com.noticias;  servindi, 24,7.20,web-site confiep und div. peruanische Zeitungen)

 

 

2. WIRTSCHAFTLICHE WIEDERANKURBELUNG MIT VERSTÄRKTEM  AUSVERKAUF DER RESSOURCEN

 

Die peruanische Regierung setzt bei ihrer Wiederankurbelung der Wirtschaft stark auf einen verstärkten Ausverkauf der Rohstoffe. Das betrifft auch den tropischen Regenwald. In diesem Artikel legen wir einen Schwerpunkt auf das Tropenholz-Problem. Julia Urrunaga (Agencia de Investigación Ambiental – EIA). zeigt auf, womit die Abholzung und der Verkauf von Tropenholz ermöglicht wird und das an einem konkreten Beispiel aus der südperuanischen Region Madre de Dios. Dort wurden bei einer staatsanwaltlichen Aktion am 25.8.20 17 Personen festgenommen. Einige gehören der kriminellen Bande zum illegalen Holzhandel an: Los hostiles de la Amazonía. Mit dabei war der Forstverwalter der Region, Robert  Nishida A. wie auch die ehemalige Wald- und Umweltdirektorin der Region Madre de Dios, Carmen Ruiz Pizango. (Julia Urrunaga, etiquera, eia, 4.9.20).

Am 27.9.2020 liess der zuständige Richter, Paul Campos, einige der Hauptbeschuldigten der Bande „Los hostiles de la Amazonía“, frei. (La Republica, 28.9.20) Auch hier wird deutlich: Die Korruption in Verwaltung und Politik ist eine Hauptsäule für die Zerstörung des Regenwaldes. In der Verwaltung, oft auf Anweisung der politisch Verantwortlichen, werden die Papiere gefälscht, die die illegale Abholzung ermöglichen. Weiter ist ein Vermarktungs- und Vertriebssystem nötig um das Holz auf den Markt zu bringen. Zu diesem Vertriebsnetz gehören die “Augenzudrücker”, die Mitarbeiter an den Kontrollposten an Urwaldstraßen, die Holztransporte mit falschen Dokumenten durchlassen und dafür honoriert werden. Diese Mitarbeiter wählt der Chef der Kontrollpostenbehörde, Gersón Sánchez Dias, persönlich aus. Eine wichtige strategische Rolle im System der illegalen Abholzung spielt die Südroute der Interozeanischen Straße. Diese wurde mit viel Bestechungsgeldern durch den Regenwald geschlagen und  stellt heute eine gute Infrastruktur für Holztransporte an die Küste dar. Natürlich spielen die Käufer in Peru und im Ausland eine große Rolle. Ohne diese gäbe es keinen Markt für Tropenholz. Zu den Käufern von Tropenholz gehören auch staatliche peruanische Stellen. (Mongabay Latin  ).

Um die peruanische Wirtschaft wieder anzukurbeln, will die Regierung die Vorgaben zum Umweltschutz lockern. Bezogen auf den Regenwald bedeutet das: Konzessionsvergabe ausweiten, die Flächen bewirtschaften. Dafür wurde die Kontrollbehörde für Forst und Fauna (SERFOR) geschwächt; es steht zu befürchten, dass noch mehr Regenwald zerstört wird.

Ein äußerst wichtiges Mittel dagegen sind amtlich verbriefte Landtitel für die indigenen Dorfgemeinschaften. Ansonsten nämlich kann ihr Land als ohne Besitzer dem Staat gehörend, vergeben, verkauft, verpachtet werden. Korrupte Personen jeglicher Coleur und Hierarchieebene verdienen in allen diesen Fällen gern mit.

 

(Heinz Schulze, Quellen IDL-web-site, servindi, 16.9.20, MongobayLatin)

 

 

3. GRUPO ROMERO – WIRTSCHAFTSGIGANT IN PERU

 

Das Familenunternehmen Grupo Romero ist nach dem Konsortium Brescia das zweitgrößte Unternehmen Perus, mit einem Betriebskapital von 23- bis 25 Milliarden Dollar.

Alles begann 1874 mit Calixto Romero Hernández, der mit seiner Frau damals aus Spanien kommend, an die Nordküste Perus auswanderte und sich im kleinen Ort Catacaos niederliess. Die ersten Geschäfte war der Export von sogenannten Panamahüten, die dort von Hand geflochten wurden. Später handelten seine Frau und er mit Kaffee und Baumwolle und kauften die Hazienda San Jacinto. Im Jahr 1942  kauften die Nachfolger günstig Aktien der Banco Italia, aus der sie die spätere Banco de Credito del Peru machten. Die späteren Generationen kauften noch andere Großgrundbesitze, machten Geschäfte in der Hauptstadt Lima auf und handelten mit Öl, Seifen,  Schmalz, investierten in die Baumwollbehandlung etc. So  ging es weiter mit der Gründung der Imobilienfirma LISA, der Versicherungsfirma El Pacifico Peruano-Suiza (1992) und weiteren Geschäften wie Plaza del Sol, Universal Textil, Alma Peru etc. Am Beispiel der Lebensmittelbranche sieht man, wie verzweigt das Romero-Imperium ist. Alle, die in Peru oder hier Lebensmittel in Peru oder hier aus Peru einkaufen, haben mit der Firma ALICORP zu tun. Sie vertritt 128 Marken mit einem Marktanteil von 30% in Peru. Zu den anderen Bereichen wäre zu sagen: Es gibt noch die Firma Primax, die den Verkauf von Kraftstoffen betreibt, Creditcorp ist die größte Finanzholding Perus mit Filialen in Kolumbien und Chile; die zur BCP gehörenden Mibanco vergibt auch Mikrokredite, der Logistik-Bereich betreibt Schifffahrt und Hafenservice.

 

Grupo Romero ist heute in folgenden Sektoren tätig: Banken, Lebensmittel, Logistik, Transport, Handel, Versicherungen, Pensionskasse, Gesundheitsservice etc. und alles auch mit internationalen Verflechtungen.

 

Und immer gilt die Firmenkultur: Die männlichen Nachkommen führen die Geschäfte, die Frauen sind dazu da, zu sorgen, dass die Kinder eine gute Bildung bekommen und lernen, dass sie Teil dieser großartigen Familie sind. Das folgt der Tradition der Romeros aus Soria, Spanien.

In der Zeit der Landreformen unter General Velasco (1968) verlor die Grupo Romero auch ihre Haziendas aber  sie erhielten dafür eine Entschädigung. Diese investierten sie im Palmölbereich und speziell in ihre Bank.

 

Die Grupo Romero und die Diktatur unter Präsident Fujimori

In der Krisenzeit um 1998 überlebte das Familienübernehmen Romero unter anderem dank der guten Kooperation mit Fujimoris berüchtigtem Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos. Sie entgingen dadurch einer Nachforschung wegen möglicher Beteiligung im Drogenhandel. Eine große Menge Kokain  (353 Kilo   ) war in einer Halle der Firma RANSA, zusammen in Säcken mit Fischmehl der Firma Hayduk  gefunden worden. Die Halle gehört zur Romero-Gruppe. Außerdem hatte die Romerobank der Firma Hayduk einen Kredit in Höhe von 80 Millionen Dollar gegeben. Bald nach dem Aufdecken  dieses Kokainfundes durch eine Polizeieinheit, von der gesagt wird, dass sie zur Struktur des Geheimdienstchefs gehörte, wurde die Firma aufgelöst – und der Grupo Romero eingegliedert.

Am 27.9.2000 floh Montesinos mit seiner Lebensgefährtin in einem Privatflugzeug der Firma ATSA, die zum Firmenimperium Romero gehörte. (cuarto poder  ). Die Kosten wurden später mit 27.118 Dollar beziffert.

 

Die Banco de Credito del Peru der Grupo Romero

 

Im August 2020 strengte die peruanische Bankenaufsicht (SBS) Untersuchungen gegen die Romero-Kreditbank und damit verbundenen weiteren Finanzunternehmen wie Mibanco, CrediCorp und Pacifico Seguros an. Es ging um Geldwäsche in den Jahren 2011 und 2016 und um Wahlkampfspenden in Höhe von 354 Millionen Soles an die Präsidentschaftskandidatin der Fujimori Partei, Keiko. (ojo público.com,. 14.8.2020).Der Bankenchef Romero Paoletti bestätigte gegenüber Staatsanwalt José Domingo Pérez die Summe von 4.250.000 Dollar, die sie 2016 an Keiko Fujimori und dem späteren Präsidenten Kuczynski gezahlt haben (convoca.pe).

Heinz Schulze