KLima-Reporteros: 7 Millionen Dollar pro Jahr bleiben auf der Straße

Am 7. Dezember war der Internationale Tag des Verkehrs.  Repräsentanten von Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen aus der ganzen Welt versammelten sich an jenem Tag  in Lima. Sie diskutierten über  die im UN-Klimagipfel am 23. September in New York getroffenen Verpflichtungen.

Diese Zusagen, die den Verkehr betreffen,  sollen ein nachhaltiges öffentliches Verkehrswesen  ausbauen:  niedrige CO2-Emissionen sowie niedriger Energieverbrauch, damit der öffentliche Verkehr in allen Ländern zur ersten Option für Reisende wird.

Wie aber steht es um den Verkehr in Lima ?  „Neben der Planung ist die urbane Mobilität eine große Herausforderung, die noch zu lösen gilt“, erklärte der Repräsentant des peruanischen Ministeriums für Wohnung, Bau und Sanierung. Nach dem Bericht von TRANSPerú- ein Produkt des Projekts TRANSfer der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit –  erreichen in Lima die sozialen Kosten des Verkehrsstaus sieben Milliarden Dollar pro Jahr.
Veraltete Busse
“Die meisten Busse sollten auf Grund ihres Alters nicht mehr zirkulieren“ sagt Carlos Minaya, Taxifahrer, der seit 15 Jahren ca. 12 Stunden pro Tag mit dem Verkehr kämpfen muss. „Hauptsächlich sehe ich die Verschmutzung in den Hauptstraßen der Stadt. Wenn ich mir, nachdem ich durch die Straße gefahren bin, mit einem Tuch das Gesicht abwische, ist das Tuch danach sehr schmutzig“ fügt er hinzu.

Minaya liegt nicht falsch. Nach einem Bericht der Organisation Climate Smart Cities ist die Verschmutzung durch die Fahrzeuge der Hauptstadt – dazu gehören 60 000 Busse mit einem Durschnittsalter von 16 Jahren – eine der höchsten in Südamerika.

Nichtsdestotrotz kann Lima die neuesten Standards in Sachen Klimaschutz erfüllen, da erst seit kurzem das öffentliche  Verkehrswesen als System konzipiert wurde. Anders als in Bogota, Curitiba oder Mexiko-City ist die Schnellbus-Verbindung „Metropolitano de Lima“ das erste Bussystem, dass zu 100% mit Naturgas funktioniert.
Die Vorteile des Systems der Schnellbus-Verbindungen
Cinthia Clemente war regelmässige  Nutzerin des öffentlichen Schnellbus-Transportsystems “Metropolitano”, auf englisch bekannt als  Bus Rapid Transit (BRT) und nutzt jetzt den elektrischen Zug „Metro de Lima“ (MRT oder Tren Eléctrico). „Beide Systeme sind schnell, aber in den Stoßzeiten- zwischen 7 und 9 Uhr morgens sowie 6 und 8 Uhr abends- ist es sehr schwierig einzusteigen, weil es zu viele Menschen gibt“ erklärt die BWL-Studentin.

Clemente nutzt diese Verkehrsmittel von Montag bis Freitag, um von ihrer Wohnung zur Arbeit und zurück zu fahren, vom Bezirk San Juan de Miraflores im Süden Limas bis nach San Luis im Osten. Tatsächlich spart sie Zeit, da die Strecke von ca. 10 Kilometern in 20 Minuten erledigt wird, was mit einem normalen Bus in einundhalb Stunden gefahren wird.

Nadya Armas, Studentin der Kommunikationswissenschaft nimmt zwei Buslinien, damit sie zu ihrer Universität gelangt. „In der Stoßzeit warte ich und lasse mehrere Busse vorbei fahren ehe ich in einem relativ leeren Bus einsteigen kann. Sonst muss ich in einem sehr vollen Bus einsteigen und eingeengt fahren. Die Fahrt kann zu einer Tortur werden“ erzählt sie.

Ihre tägliche Fahrtstrecke beträgt 15 Kilometer, vom Bezirk Breña bis nach Surco, hin und zurück. Wenn sie den „langen“ Weg, so wie sie es nennt, nehmen muss, kann Armas auch zwei Stunden unterwegs sein, bis sie an ihr Ziel kommt.
Nach dem Bericht der Beobachtungsstation Lima Cómo Vamos, werden von den insgesamt 16,5 Millionen Fahrten 80% mit Öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt. Da BRT (Metropolitano)  und MRT(Tren Eléctrico)  nur ca. 10% der Nachfrage decken, sind die meisten Nutzer täglich zwischen drei und vier Stunden in privaten Kleinbussen unterwegs.
Schlafstädte
In Mexiko-City hingegen gibt es 12 Zuglinien und mehrere Linien des BRT. “Das bedeutet, dass das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel im Vegrleich zu Lima weit ausgebauter ist. Trotzdem ist das Problem nicht gelöst“, so Alejandro Nieto, Staatssekräter für Urbane Entwicklung und Wohnwesen des Amts für urbane und ländliche Entwicklung Mexikos.

Bei den lateinamerikanischen Metropolen, behauptet Nieto, liege das Problem des Verkehrs nicht nur in Quantität und Qualität des Transports. Hauptsächlich liege es in der urbanen Planung. „Die Entstehung von Schlafstädten, wo Wohnungen produziert werden, aber keine Arbeitsplätze sind umwelttechnisch, wirtschaftlich und sozial gesehen nicht nachhaltig. „Das kann so nicht weitergehen”, meint er.

In Puebla zum Beispiel, baut man gerade eine Stadt rings um eine Audi-Anlage, wo 45 Tausend Arbeitsplätze geschaffen werden, so dass eine Großstadt von 200 Tausend Einwohnern entsteht. „Wenn es einen politischen Willen gibt, dann kann man neue Städte entwerfen. In den Metropolen müssen wir auch etwas machen. Wir können nicht glauben, dass diese nach dem gleichen Muster wie bisher weiter wachsen können“ urteilt Nieto.

 

Text: Emily Espinoza

Übersetzung: Valeria Mouzas