Schwere Zeiten für die Rondas Campesinas

Die Rondas Campesinas (sog. Bauernwehren) gründeten sich in den 70er Jahren. Das geschah zunächst im nördlichen Andengebiet Cajamarcas. Hauptgrund war die Untätigkeit von Polizei und Justiz z.B. gegenüber Viehdieben. Die Tiere waren für die andinen Kleinbauern quasi die Versicherung: bei Krankheit und anderen Vorkommnissen konnten sie eine Kuh oder ein Schaf verkaufen und erhielten somit das nötige Geld.

Rondas gegen den Leuchtenden Pfad

Wichtig war den GründerInnen eine andine, basisdemokratische Struktur mit gemeinschaftlichen Regeln zur Wiederherstellung der Ordnung. Die Strafe für Viehdiebe bestand meist in abzuleistenden Arbeitsstunden für die Gemeinde, aber auch in Prügelstrafen. Später versuchten die Rondas Campesinas auch andere Untaten zu regeln, wie z.Bsp. Fälle häuslicher Gewalt. In den Folgejahren breiteten sich die Rondas Campesinas in weiten Teilen (Nord)-Perus aus. Unter Federführung des damaligen Kongressabgeordneten Luis Guerrero (Cajamarca) wurde das Gesetz Nr. 27908 zur Legalisierung der Rondas Campesinas peruweit erlassen. Damit wurde ihnen zugestanden, Konflikte zu regeln und „die Justiz zu unterstützen“.

In einigen Regionen Zentralperus und im Regenwald wurden vom Militär sog. „bewaffnete Rondas“ aufgebaut, zur Selbstverteidigung und zum Kampf gegen die Terroristen des Leuchtenden Pfads (Sendero Luminoso). In Cajamarca waren die Rondas Campesinas entscheidend dafür, dass Sendero Luminoso dort keine Macht aufbauen konnte. Im Laufe der Zeit wurden Teile der Rondas Campesinas für parteipolitische Zwecke vereinnahmt. Hervorzuheben ist die Rolle der links-maoistischen Partei Patria Roja (Rotes Vaterland), die die Rondas als „Vorhut für ein revolutionäres Volksheer“ einstuften. Der wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis einsitzende Regionalpräsident von Cajamarca, Gregorio Santos (MAS – Patria Roja), war viele Jahre Präsident der Rondas Campesinas in der Nordanden-Provinz Jaén.

Werden die Rondas selber kriminell?

In letzter Zeit häuften sich Anklagen, dass die Rondas Campesinas Menschen entführten, folterten und sogar töteten. Die sog. Rondas Urbanas (städtische Bürgerwehren gegen den Anstieg der Kriminalität) stürmten z.B. ein Bordell in Cajamarca, oder ließen sich einspannen zur Vertreibung von Mietern aus ihren Wohnungen, oder sie ermordeten einen Lehrer, der eine Frau eines Ronderos verführt haben soll.

Zu diesen internen Problemen kommt nun eine geballte politische Kampagne von rechts, diese “Parallel-Justiz”, abzuschaffen. Boulevard-Zeitungen argumentieren:Polizisten die Gewalttaten begehen, kommen ins Gefängnis, Bauernführern, die foltern und morden, geschähe dagegen nichts.
Die einflussreiche rechts-konservative Zeitung El Comercio, aber auch eher unbekannte elektronische Medien wie Lampadida kritisieren, dass die Rondas Campesinas heute Funktionen ausübten, die nur dem Staat zustehen würden. Sie nähmen Menschen fest ( “eine Polizeiaufgabe”), sie klagten an (“eine Kompetenz der Staatsanwaltschaft”), sie verurteilten (“Kompetenz des Richters”) und sie bestraften.

Die Medien erwähnen jedoch nicht, dass gerade die Abwesenheit und Untätigkeit staatlicher Organe die “Rondas Campesinas” erst gross machten.

Hernán de Soto gegen Rondas Campesinas

Ein heftiger Kritiker der Rondas Campesinas ist Hernán de Soto, der Direktor  der NGO Instituto Democracia y Libertad (ILD)   und ehemalige Wirtschaftsberater der Regierung Alberto Fujimori: Er will die Rondas Campesinas in die terroristische Ecke stellen. In einem Interview in der Zeitung El Comercio behauptet er, dass ehemalige Aktivisten vom Leuchtenden Pfad (SL) und der MRTA  ihm bestätigt hätten, dass sie jetzt  Führungspositionen, auch bei den Rondas Campesinas innehaben und hinter allen bergwerkskritischen Aktionen stehen würden. All diese „oskuren Kräfte“ würden in der Asamblea de los Pueblos zusammen arbeiten.Konkret nannte er Pedro Egoávil , einen ehemaligen Sendero-Aktivisten, der  jetzt im Zusammenschluss der Rondas Campesinas im Führungsgremium sitzen würde.

Ydelso Hernández Llamo, Präsident des peruweiten Zusammenschlusses der Rondas Campesinas erwiderte am 6.7.15, dass sie und die indigenen Dorfgemeinschaften nichts mit diesen terroristischen, fanatischen Gruppen zu tun haben. Zu den Vorwürfen Hernán de Sotos sagte er:  „Pedro Egoávil wurde als Führer der Nationalen Rondas bereits 2013 rausgeworfen, weil er andere Kollegen diffamierte, sowie korrupt und betrügerisch im Umgang mit Geld war“.
Die große Sorge der Rondas Campesinas ist , dass die geplanten Änderungen des „Ronda-Gesetzes (Nr. 27908) den Rondas all ihre Funktionen berauben würde und sie zu gefügigen Wachleuten der Konzerne gemacht werden sollen. Dagegen gingen sie in den Regionen und in Lima auf die Straße.
In Cajamarca reagieren einige örtliche Rondas Campesinas dahingehend, dass  sie sich von allen politischen Parteien fern halten wollen. So haben sie u.a. Vertreter von MAS-Patria Roja und auch den Vertreter der Partei Tierra y Libertad, Marco Arana,  „gebeten“, auf ihren Versammlungen nicht zu sprechen.


Quellen: El Comercio, Lima, 5.7.15;Lampadida.com. 10.7.15; Interview mit Luis Guerrero am 25.7.15von H. Schulze; offener Brief von Ydelso Hernández L.: A las rondas campesinas no se le puede vincular con Sendero Luminoso… vom 6.7.15, zusammengefasst und kommentiert: Heinz Schulze, 26.7.15