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Perus Kupfer in chinesischer Hand

China ist bereits der wichtigste Handelspartner Perus und nun auch der grösste Investor im peruanischen Bergbau.

Am 13. April wurde öffentlich, dass der Schweizer Rohstoffgigant Glencore Xstrata seine Kupfermine Las Bambas im Departament Apurímac an ein  Konsortium unter Führung der staatlichen China Minmetals Corporation verkauft hatte.

Der Verkauf von Las Bambas war eine Bedingung, damit China seine Zustimmung zur Fusion der beiden Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata m Jahr zuvor gegeben hatte.

Las Bambas ist eines der grössten Kupferabbauprojekte Perus und soll im Jahr 2015 in Betrieb gehen. China Minmetals bezahlte 5,850 Milliarden USD für die Mine – der grösste jemals in Peru durchgeführte Verkauf.  Damit halten chinesische Firmen nun 23% aller Bergbauinvestitionen in Peru – vor denen der USA, Kanadas, Perus und der Schweiz.

Handels-  und kulturelle Beziehungen zwischen Peru und China gibt es seit langem. So schickt Peru seit  vielen Jahren Spanisch-Lehrer an chinesische Universitäten im Rahmen eines Kulturabkommens.

Die erste grosse Investition Chinas in Peru war der Kauf der Eisenmine in Marcona (südlich von Nazca) durch die chinesische Shougang im Jahr 1991. Im letzten Jahrzehnt kamen weitere Minenprojekte hinzu: das umstrittene Projekt Majaz gehört ebenso einer chinesischen Firma wie das Kupferabbauprojekt Toromocho in Junín. Für China  ist Peru das Schwerpunktland in Südamerika für die Versorgung mit Kupfer. Im Jahr 2009 haben Peru und China einen Freihandelsvertrag abgeschlossen, der den Warenaustausch um 40% gesteigert hat.

Was bedeutet dieser chinesische Vormarsch für Peru ?

Chinesische Unternehmen haben einen schlechten Ruf in Bezug auf ihre Arbeits- und Umweltstandards.  Die Bergarbeiter der Eisenmine Shougang – die vorher der staatlichen Hierroperu gehörte – sind in der peruanischen  Öffentlichkeit immer wieder mit ihren Protesten präsent. Shougang war eine der ersten Minen, die festangestellte Bergarbeiter entlassen und später als minder bezahlte Leiharbeiter wieder eingestellt hat. Obwohl die Leiharbeit und die Auslagerung von Dienstleistungen an Sub-Unternehmer auch bei anderen, in der Regel nicht privatisierten ehemaligen Staatsbetrieben, sondern neu errichteten Abbauprojekten gang und gäbe ist, ist Shougang wegen dieser Praxis oft angeklagt worden. Ähnliche Klagen hört man auch von chinesichen Investitionen in Afrika.

Dennoch: der Bergbauexperte José de Echave warnt davor, vorschnell zu urteilen: bisher haben sich auch  Nordamerikaner und Europäer bei der Einhaltung von Standards in ihren jeweiligen Projekten nicht hervorgetan. Es gäbe bisher keinen Hinweis darauf, dass Minmetals (noch) laxer in der Einhaltung der Standards sei als die Schweizer Firma Glencore. Letztlich hängt die Einhaltung der Standards von den Vorgaben der Regierung ab, und wie diese durchgesetzt würden, und nicht vom Herkunftsland der Minenbetreiber.

Dennoch haben die Menschen im betroffenen Gebiet in Las Bambas grosse Sorge, was mit dem Verkauf nun auf sie zukommen wird. Glencore Xstrata hatte zu Beginng des Minenbaus die Hälfte der damaligen Kaufsumme (45 Mio USD) in einen  Fonds zur Entwicklung der Region gelegt. Werden die Chinesen diesen Fonds nun weiterführen ?  Susana Anderegg von der Schweizer Nichtregierungsorganisation “Bergbau Menschen Rechte” ist in diesen Tagen in der Gegend von Las Bambas unterwegs und berichtet, dass die Sorge der Menschen auch durch die fehlende Information hervorgerufen wird. Von den drei Radios in Challhuahuacho (dem Dorf, das dem Minencamp am nächsten liegt), gehöre eines der Mine; die anderen beiden hätten keine Lizenz und wären schon deshalb vorsichtig. Das heisst, da wo die Auswirkungen des Milliarden-Deals spürbar werden, gibt es keine Informationen.  “Auch in Challhuahaucho haben die Menschen Angst, dass eine chinesische Firma die Umwelt und Menschenrechts-Standards senken könnten”, berichtet Susana Anderegg.

Eine weitere Unbekannte betrifft die Zukunft der Mine Tintaya, bzw. Antapaccay im benachbarten Espinar, Departament Cusco. Eine Mineral-Pipeline sollte von Las Bambas bis nach Espinar führen, um das in Las Bambas geförderte Erz dort weiterzuverarbeiten. Tintaya bzw . Antapaccay gehört weiterhin zu Glencore, während Las Bambas nun den Chinesen gehört.  Bisher wurden keine Verkaufsabsichten  bekannt. Dennoch fragen sich auch viele Menschen in Espinar, ob Antapaccay nun auch an die Chinesen verkauft werden wird.

In kaum einem anderen Land Südamerikas wird der geopolitische Wechsel von der Vormacht der USA hin zu China und dem asiatischen Raum so deutlich wie in Peru. Wie sich Peru selber in diesem neuen Kontext aufstellen will – darüber schweigt sich die Regierung aus.

Hildegard Willer