Mickey Mouse als Carbon-Cowboy im peruanischen Regenwald

Der Walt-Disney-Multi investiert in CO2-Boni in Peru

Der Medienkonzern Walt Disney kaufte CO2-Zertifikate im Wert von 3,5 Millionen US-Dollar  im geschützten Regenwald von Alto Mayo (Dpt. San Martin).

Die CO2-Zertifikate werden  nicht mit Fantasiegeld aus dem Geldturm aus Entenhausen vom reichen Duck-Onkel bezahlt sondern in echten US-Dollars.

Herausgegeben und verkauft hat die CO2-Zertifikate die staatliche peruanische Naturschutzbehörde SERNANP .

SERNANP  bringt damit ähnliche Projekte ins Gespräch, die   unter dem Schema des Waldschutzabkommens REDD (Reducción de Emisiones de Carbón) laufen sollen. REDD-Zertifikate sollen für Naturschutzzonen wie Alto Púrus (noch mit einem hohen Anteil an Mahagonibäumen), Tambopata, Parque Nacional Cordillera Azul und das Naturheiligtum Pómac  in Umlauf gebracht werden.

Dies obwohl der indigene Dachverband AIDESEP grosse Bedenken hat,  REDD-Boni zu verkaufen, bevor nicht die dort lebende indigene Bevölkerung ihre offiziellen Landtitel für ihr Territorium oder für ihre Dorfgemeinschaften erhalten haben. AIDESEP befürchtet, dass die Besitzer dieser CO2Zertifkate dann die dort lebende indigene Bevölkerung vertreiben, damit diese nicht „den Regenwald kaputt machen kann“.

Das peruanische Umweltministerium selbst hat in einer öffentlichen Veranstaltung auf Korruption und Unterschlagung im Umfeld von REDD+  Zertifikaten hingewiesen.

Die Diskussion über Pro und Contra des REDD- Klimaschutzinstrumentes ist im vollen Gang. MitarbeiterInnen in den diversen REDD-Programmen setzen sich für eine Überwindung der „“Geburtsfehler“ (WWF) ein. Der Chef des  Münchener ifo-Instituts Hans Werner Sinn propagiert REDD immer noch als legitimes Klimaschutzinstrument.

Was sagen die indigenen Organisationen? In Perú gibt es dazu geteilte Meinungen.

Einige lehnen das System REDD als ganzes ab.Für sie sind  die CO2-Verkäufer nichts anderes als  „Carbon Cowboys“ – CO2-Abenteurer..

So forderten die Yagua-Indigenen im Departement Loreto in der Urwald-Großstadt Iquitos am Amzazonas-Strom Schutz vor betrügerischen Waldschutz-Finanziers.

Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht mit dem  australischen Investor David Nilsson. Der versprach den Indigenas viel Geld, Arbeitsplätze und Bildung und liess Vertreter der Yagua einen Vertrag zur Übergabe ihrer Region für ein CO2-Projekt in englischer Sprache unterschreiben. Das australische Fernsehen deckte auf, so berichtete das  katholische Nachrichtenportal Blickpunkt Lateinamerika auf, dass der Vertrag über 100 Jahre gehen sollte, und dass Herr Nilsson das Land weiterverkaufen wollte, damit darauf Palmölplantagen angelegt werden sollten.

Anders ist die Situation in Teilen des zentralen Regenwaldes. Sie befürworten REDD-Projekte, sofern die Besitztitel für die Indigenas klar sind.

Über Ostern fand in der Provinz Atalaya ein Kongress der indigenen Organisationen von Asháninka, Ashéninka, Yine, Shipibo, Machiguenga und Amahuaca aus der Region Ucayali statt. Organisiert wurde dieser Kongress von der Koordination der Indigenen Völker der Region Atalaya (CORPIA), einem Regionalverband des peruanischen landesweitern indigenen Zusammenschlusses AIDESEP. Thema war der Umgang mit REDD-Zertifikaten. Der  Beschluss lautete:

Keine Verträge mit REDD-Anbietern, bevor nicht die nationalen und internationalen Rechte für die indigenen Völker umgesetzt sind.

Besonders wichtig  ist  die ausstehende Sicherung der kollektiven Landtitel, wofür allein  in dieser Region über 70 indigene Dorfgemeinschaften seit langem kämpfen.

(Quelle: AIDESEP-Rundbrief 1.4.13, Übersetzung Heinz Schulze)