Entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu Peru braucht Referenten aus Peru!

In der Zeit vom 9.5. bis 28.5. weilte der peruanische Sozialwissenschaftler Carlos Herz  von  „Red Peru“in Deutschland  und war in dieser Zeit gefragter Referent bei diversen Bildungsveranstaltungen. Sein Flugticket hatte der Verein ZBB e.V./Youventus (München) bezahlt.

Es hat sich wiederum gezeigt, wie wichtig und motivierend es ist, wenn wir hier in Deutschland  mit   „theoretischen Praktikern“ aus Peru entwicklungspolitische Bildungsarbeit machen können. Leider werden durch das FEB-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) die Flugkosten solcher ReferentInnen generell nicht bezahlt. Hier wäre ein Umdenken angesagt!

Carlos Herz war Referent auf dem Seminar unserer  Informationsstelle Peru (9.-11.5. in Köln) zum Thema „Landwirtschaft, Rohstoffwirtschaft, Gesellschaft – Perspektiven und Alternativen für Peru.“   Er stieß eine lebhafte Debatte an zur Frage einer selbstbestimmten landwirtschaftlichen Entwicklung in Peru und der notwendigen gesellschaftlichen und politischen Reformen.

Er beriet im Anschluss einen Verein in Bonn zu einem größeren Projekt im peruanischen Regenwald.

Am 16. und 17.5. war er Referent (in München)  beim Kongress „25 Jahre Nord-Süd -Forum München – Für eine solidarische Welt“ mit den Schwerpunktthemen „Globale Umweltzerstörung, ökologische Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit   sowie  „ Partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit.“

Am 18.5. informierte er über seine Recherchen über Kooperationsprojekte indigener Organisationen der Asháninka im zentralen Regenwald Perus. Der Arbeitskreis München-Asháninka hatte ihn vorab gebeten, eine Evaluierung von Projekten zu machen, die im Laufe der Zeit von München aus unterstützt wurden. Am 18.5. abends  informierte er die Gruppe „Youventus“ in München, welche Aktivitäten in den Städten Pisco und Chilca (Dept. Ica) zur Bewußtseinsbildung und Stärkung der Selbstorganisation von Jugendlichen  und  Frauen (im Rahmen der solidarischen Ökonomie) finanziell unterstützt hatte.

Vom 19.5. bis 22.5. fuhr Carlos Herz in die Schweiz und beriet eine Nichtregierungsorganisation in Zug (Schweiz), die sich im Bereich der Bergwerkstätigkeit des Unternehmens Glencore Xstrata  für die Region Espinar (bei Cusco) engagiert. 

Es folgte am 23.5. ein Vortrag in der Kirchlichen Hochschule für Soziale Arbeit in München zum Thema: „Was ist bei einer entwicklungspolitischen Zusammenarbeit unbedingt zu beachten, damit diese positive Ergebnisse erbringt.“  Am 23.5. abends informierte er auf einer gut besuchten Veranstaltung des „AK Lateinamerika des Nord Süd Forum München e.V.“ (Perugruppe München) zum Thema: „Noch mehr Rohstoffausbeutung – Königsweg zur Selbstbestimmung, mit kritischem Blick auch auf die reale Praxis der Buen-Vivir-Länder Bolivien und Ekuador.“

Am 24.5. stand eine Teilnahme an Kundgebung und Protestmarsch in München gegen Monsanto und Co. auf dem Programm. Am 27.5. stand ein Vortrag in der Hochschule München für Angewandte Sozialwissenschaften, Fakultät für Soziale Arbeit, auf dem Programm. Das Thema: Genau hinsehen, gut urteilen – angemessen handeln. Erfahrungen aus der Begleitung vo Basisprojekten in Peru.

Nach diesen anstrengenden Tagen, die aber auch mit vielen wichtigen und interessanten Gesprächen und viel Austausch angefüllt waren,  ging es  29.5. früh zurück nach Peru.

 Für die Solidaritäts- und Projektunterstützungsarbeit seitens der hiesigen Zivilgesellschaft, so eine der zentralen Empfehlungen von Carlos Herz, ist zu bedenken: Der peruanische Staat ist keineswegs „Einkommens-arm“. Er hat hohe Einnahmen z.B. aus der extraktiven Industrie (über den Canon Minero). Deshalb ist  es nicht mehr so entscheidend, von hier schwerpunktmäßig etwa den Bau von Schulen oder Krankenhäusern finanziell  zu unterstützen. Wichtiger ist  vielmehr , Strukturen zu fördern, durch die Menschen befähigt und motiviert werden („Empowerment“), dass sie sich besser informieren können, dass ihre  Organisationen gestärkt und  funktionsfähiger werden,  um dadurch für die Erlangung ihrer Rechte als vollwertige Staatsbürger eintreten können .

Heinz Schulze, München