© MANTHOC Cajamarca

Coronakrise: aktueller Stand der Spendenaufrufe

Im letzten InfoPeru haben verschiedene Gruppen zu Spenden für die von der Corona-Pandemie Betroffenen in Peru aufgerufen. Wir haben nachgefragt, was aus den Aufrufen geworden ist. Hier die Antworten:

 

  • Klimabündnis und Infoe

 

Das Klima-Bündnis hat bisher ca. 2.500 Euro an Spenden eingenommen, hat aber auch nochmal ein Vielfaches dieses Betrages für Unterstützungen eingesetzt.

Unterstützt wurden Organisation wie COICA, AIDESEP, OPIAC für die Koordination der Massnahmen auf regionaler und nationaler Ebene sowie die Erarbeitung von Kommunikationsmassnahmen.

Weiterhin wurde die FECONAU in Peru sowie weitere eher lokale Organisationen mit kleineren Beträgen unterstützt für den Kauf von Masken, Lebensmitteln oder Reinigungsmaterialien. Ein Problem sind auch die Reisen, viele Indigene sind ja in den Städten gestrandet und konnten nicht in ihre Gemeinden zurück. Die COICA hat einen überregionalen Fonds eingerichtet, in den größere Beträge eingezahlt werden können und der langfristig wirken soll. (Die Krisen häufen sich und sie wollen nicht jedes Mal einen neuen Spendenaufruf machen.)

Schlange stehen in Yarinacocha/Pucallpa. Foto: Teresa Soria Gonzales

Das Klima-Bündnis unterstützt den Fonds und ist auch in einer Art Beirat gemeinsam mit anderen Partnern vertreten.

Leider können wir nicht alle Anfragen bedienen, da diese sich momentan häufen und die Indigenen Gemeinden wenig Unterstützung von ihrer jeweiligen nationalen Ebene erhalten.

Neben den Kurzfristigen Maßnahmen geht es aber oft auch um Maßnahmen, die Resilienz fördern sollen, wie z.B der Ausbau von traditioneller Medizin oder der lokalen Versorgung mit Nahrungsmitteln.

 

Thomas Brose, Klimabündnis

 https://www.amazonemergencyfund.org/

 

 

  • München – Asháninka

 

Der wichtigste Schutz vor Ansteckung für die indigene Bevölkerung im Regenwald ist, dass Auswärtige nicht in deren Dorfgemeinschaften kommen und dass die indigene Bevölkerung nicht zum Verkauf in die Städte oder zu den Märkten fahren müssen, wo die Ansteckungsgefahr sehr groß ist. Deshalb ist vorrangige Aufgabe einer partnerschaftlichen Kooperation in Covid-Zeiten, dies zu unterstützen, durch finanzielle Hilfen zum Kauf von Lebensmitteln und sorgfältige, transparente Weitergabe an indigene Familien.

Für unsere Klimapartnerschaft mit dem indigenen Volk der Asháninka (ca. 80.000 Menschen im zentralen Regenwald Perus) hieß das: Schnelle Absprache mit unseren Partner*innen dort, was aktuell die beste Unterstützung ist, danach Aufruf zu Spenden damit von den dortigen Partnern schnell bei lokalen Großhändlern eingekauft und verteilt werden kann. Am effektivsten ergab sich die Kooperation mit unseren langjährigen Partner*innen von Asháninka, IMPERITA im Distrikt Rio Negro, Provinz Satipo. Sie klärten schnell mit den Dorfchefs in drei Dörfern ab, die nur ganz wenig Gemeinschaftsland zur Selbstversorgung haben, welche Familien am dringendsten schnelle Unterstützung benötigen.

 

Familie in Quarantäne im Shipibo-Viertel Cantagallo in Lim; Foto: Teresa Soria Gonzales

Im Vertrauen auf eine Unterstützung haben sie schnell Säcke von Reis etc. bei Großhändlern reservieren lassen, um gute Qualität zu fairen Preisen zu bekommen. Geachtet wurde auch darauf, dass nur die Familien berücksichtigt wurden, die nicht das staatliche Übergangsgeld von 380 Soles (ca. 100 Euro) bekommen haben.

Der Spendenaufruf ergab (Stand 31.5.20) die großartige Summe von 5.940 Euro!

Damit wurden Grundlebensmittel, Seifen und Atemmasken gekauft und mit einer Sondererlaubnis (in Peru gilt noch bis Ende Juni 2020 eine rigorose Ausgangssperre) an die Kontrollposten der Dörfer gefahren. Die Übergabe erfolgte wegen der Ansteckungsgefahr nicht direkt an die einzelnen Familien, sondern vom zuständigen Dorfkomitee. Dies natürlich mit Bestätigung über den Erhalt der Produkte.

Geholfen wurden dadurch über 200 Familien, ca. 1.000 Personen. Dazu kamen noch Hilfen für 30 Frauen aus kleinen Siedlungen, die im Krankenhaus in der Provinzstadt Satipo zur Geburt waren und wegen der Corona-Situation ohne Familienangehörige auskommen mussten. Sie erhielten Seifen, Handtücher, Windeln für die Kinder und ein Lebensmittelpaket für ihre Rückkehr, damit sie nicht auf dem Markt dort einkaufen mussten.

Ein Teil der Spenden wird eingesetzt um kurzfristig Maniok (Yuca) als Grundnahrungsmittel in den Familiengärten anzupflanzen.

Mit unserer Partnerschaft unterstützen wir Frauen aus Asháninkadörfern beim Verkauf ihres Schmucks auf Straßenfesten. Die Frauen bekommen individuell ihren Schmuck im ersten Schritt bezahlt und der Extraerlös steht ihnen als Gemeinschaftstopf zur Verfügung. Meist wird er für ihre Fortbildung oder Verbesserung ihrer Organisation und Struktur verwandt. Den so angesammelten Betrag von 500 Euro wollten sie nun schnell den besonders betroffenen Frauen in ihren Gruppen zugutekommen lassen. Das Geld wurde schnell überwiesen. 20 Familien erhielten so Unterstützung zum Kauf von Lebensmitteln u.a..

Die Stadt München hat die Asháninka mit einer humanitären Nothilfe von 15.000 Euro unterstützt. Diese Hilfe wird mit Mitteln des städtischen Referats für Gesundheit und Umwelt für die Versorgung mit Lebensmitteln, medizinischem Material wie Atemschutzmasken etc. eingesetzt. Die Unterstützung kommt den indigenen Dörfern in der Provinz Satipo zugute und wird von den dortigen indigenen Vereinigungen verwaltet und verteilt. Die Verteilung findet bewusst nicht über staatliche Stellen statt, um die Ansteckung durch auswärtige Personen zu vermeiden. Da die Unterstützung Ende Mai 2020 angelaufen ist, kann noch nicht über die Durchführung informiert werden.

 

Heinz Schulze, AK München Asháninka

 

  • Manthoc – Cajamarca

 

Wir sind noch immer absolut überwältigt von den vielen Spenden, durch die mittlerweile insgesamt ca. 12.000 € für die Unterstützung der MANTHOC-Familien in der Krisensituation zusammenkamen. Daher möchten wir uns noch einmal ganz herzlich im Namen der Mitarbeitenden, der Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien bei Ihnen bedanken! 

Bislang wurden 140 Lebensmittelpakete an die MANTHOC-Familien verteilt. Die Lebensmittelpakete enthielten Reis, Zucker, Erbsen, Linsen, Haferflocken, Milch, Thunfisch, Öl sowie Seife und Waschmittel. In den nächsten Tagen werden in zwei „Etappen“ nochmal 150 Lebensmittelpakete verteilt. Auch Familien in den abgelegeneren Regionen (Bambamarca, Encañada, San Marcos) werden berücksichtigt.  

Wir haben die Lebensmittelpakete in Zusammenarbeit mit lokalen “Tiendas” (Tante-Emma-Laeden) organisiert. MANTHOC hat mit denen einen Vertrag geschlossen und die Lebensmittel bezahlt. Dann wurde dort eine Liste hinterlegt mit den Namen der Familien von MANTHOC (die vorab ausgewählt wurden) und dann konnten diese dort unter Vorlage des Ausweises die Pakete/Lebensmittel abholen. Die Frau in der Tienda, die man bei der Übergabe des Sackes sieht, ist Yovana, eine Colaboradora von MANTHOC. Sie hat das Ganze mitkoordiniert.

So konnten viele Familien zumindest kurzfristig unterstützt werden und ihr Kontakt zu MANTHOC bleibt aufrechterhalten.

Ausgabe von Lebensmittelpaketen, Manthoc Cajamarca

Generell hält das MANTHOC Team auf vielfältige Weise den Kontakt zu den Familien. Die langjährige Gruppenleiterin Lucila schätzt, dass rund die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in der Zeit der Pandemie eine stärkere Bindung zu ihren Gruppenleiter*innen aufbauen. Sie sind erste Ansprechpersonen für Fragen rund um den Lehrplan, bei Problemen in der Familie oder bei Schwierigkeiten mit den Behörden. Das zeugt von großem Vertrauen, das viele der Mitarbeitenden über Jahre aufgebaut haben.

Während die Verantwortlichen in Peru versuchen, trotz der Pandemie die Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu begleiten, arbeitet der Förderverein daran, dies auch durch finanzielle Unterstützung – jenseits von Lebensmittelpaketen – möglich zu machen.

So übernehmen wir die Kosten für Handyguthaben, was in Zeiten des Lockdowns essenziell ist, um weiterhin telefonieren und über das Internet kommunizieren zu können.

Auch das Home-Schooling gestaltet sich bei der MANTHOC-Zielgruppe schwieriger, da die wenigsten Familien einen Internetanschluss und mobile Endgeräte haben. Daher haben wir den Druck der Arbeitshefte sowie die Fahrtkosten für die Lehrkräfte für die Verteilung der Hefte übernommen.

Zuletzt stellt sich die Frage, wie die Jugendherberge ohne Gäste die laufenden Kosten decken kann. Auch hier arbeiten wir zusammen mit dem MANTHOC-Team an einer Lösung.

Insgesamt war die schnelle Reaktion und die Verteilung von Lebensmittelpaketen sehr wichtig, um die Familien in der akuten Notsituation zu unterstützen. Nichtsdestotrotz bleibt die wirtschaftliche Lage weiter angespannt und viele MANTHOC-Familien werden es in Zukunft nicht leichter haben.

Gerade vor diesem Hintergrund erstaunt und motiviert die Kreativität und Flexibilität, die sowohl die Lehrkräfte in der Schule als auch die Mitarbeitenden in der Organisation an den Tag legen. Das gibt auch uns Mut und Energie, um uns weiterhin für die Rechte der arbeitenden Kinder und Jugendlichen in Cajamarca einzusetzen.

Anna Nunenmann

 

  • Anfasep Ayacucho

Corona hat uns alle getroffen, aber nicht im gleichen Maße. In Peru hat die schlechte wirtschaftliche Situation wie die Gesundheitsversorgung die ärmsten Haushalte am stärksten getroffen. Dazu gehören auch die Mitglieder der Organisation ANFASEP (Organisation von Familienangehörigen von Gefangenen, Entführten und Verschwundenen in Peru) in Ayacucho; siehe Spendenaufruf (https://www.infostelle-peru.de/web/spendenaufrufe/).

Die staatlichen Hilfen in Form von Essenskörben sind nicht bei allen Familien angekommen, die sie benötigten. Die junge Generation von ANFASEP (ANFASEP Joventud) wurde in den 80er Jahren von den Frauen, die mit viel Kraft zu Zeiten des Bürgerkrieges versuchten ,die teils Weisenkinder gemeinschaftlich mit Essen zu versorgen, indem sie Spenden auf dem Markt sammelten und für die Kinder kochten. Joventud ANFASEP gründete sich 2002 und unterstützt seitdem in unterschiedlichen Aktionen, die alle mit der Aufarbeitung des Bürgerkrieges zu tun haben, die älteren Frauen der Organisation. Heute, in Zeiten der Coronakrise und Qarantäne möchte Joventud ANFASEP den Frauen etwas zurückgegen und sie unterstützen. Jetzt wo sie selber ihre Häuser nicht verlassen können und ihrer täglichen, meist informellen Arbeit nachgehen können.

Übergabe eines Lebensmittelpaketes in Ayacucho, Foto: Efrain Soto

Joventud ANFASEP entschied sich zuerst von ihren Mitgliedern und von ihren Freunden Geld einzusammeln (ca. 662 Euro). Es fand eine erste Aktion statt, wo Joventud ANFASEP zum Markt ging, Lebensmittel kaufte und diese zu den Frauen nach Hause brachte. Mit einem weiteren Spendenaufruf und einem Video (https://www.youtube.com/watch?v=23Rr34ehaqE) wurden weitere ca. 2588 Euro in Peru und 1800 Euro (Stand 05. 06.2020) gesammelt. Insgesamt wurden vom 6 April bis 12 Mai 2020 an 179 Frauen von ANFASEP Essenskörbe ausgeteilt. Auch für Juni ist eine weitere Aktion von Joventud ANFASEP geplant, mit dem noch übrigen Geld weitere Essenskörbe an die Frauen zu verteilen.

 

 

Die Präsidentin von ANFASEP, Adelina García sagt: “Gerade jetzt sind unsere Frauen besonders ungeschützt und haben nichts zu essen. Es gibt Frauen, die ihre weiße Fahne aufgehangen haben, was bedeutet, dass sie dringend Hilfe benötigen. Wir fordern Alle auf, wie auch den Staat, besonders die Frauen zu unterstützen, die vom Staat bisher keine Hilfe bekommen haben”.

Efrain Soto ist Kommunikationswissenschaftler und Mitglied von ANFASEP

Kerstin Kastenholz ist Mediatorin und Mitglied von Saywafilms

Weiterführende Artikel und Videos zu ANFASEP:
https://www.infostelle-peru.de/web/zum-tod-von-mama-angelica-mendoza/
https://www.youtube.com/watch?v=xZE2QSqaYGo
https://www.youtube.com/watch?v=Ditw__DG3fU
https://www.youtube.com/watch?v=D0dtYnBd_90
http://archivos.memoria.website/ANFASEP_HastaCuandoTuSilencio_Web.pdf

 

  • Spendenaufruf Freundeskreis Peru Amazonico: Coronahilfe Pucallpa

Bisher sind erfreulicherweise 8.595,- € an Spenden eingegangen (Stand 9.6.), davon wurden Mitte Mai 3.520 € an das Apost. Vikariat Pucallpa überwiesen. In einem Dankbrief vom 21.5. schreibt Pfarrer Lombardi, dass unsere Spende zum Kauf von 100 Sauerstoffflaschen und Schutzausrüstung beigetragen hat. Das Vikariat will sich nun auf die Versorgung bedürftiger Bevölkerung mit Lebensmitteln konzentrieren.

Durch direkte Kontakte der Initiatorin des Aufrufs, der Ärztin Gisenia Barrientos Obando, mit Freunden und früheren Kolleg*innen vor Ort wurden wir gebeten, mediz. Schutzausrüstung für Gesundheitseinrichtungen in kleineren Orten wie Aguaytia, Masisea etc. zu liefern, wo sie dringend gebraucht wird. In Aguaytia ist vor kurzem die Leiterin des Gesundheitsnetzwerks an Corona gestorben, in Masisea der Shipibo-Bürgermeister.

Verteilung Sauerstoffflaschen Pucallpa, Foto: via Eugen Bruder

Unsere Partner in Peru haben Angebote für mediz. Schutzmasken etc. eingeholt und in diesen Tagen wird eine größere Menge gekauft. Da die Fallzahlen und auch Todesraten gerade im Gebiet Ucayali weiter zunehmen wird weiter dringend Schutzmaterial gebraucht – möglichweise in Zukunft auch wieder Sauerstoff und Medikamente.

Dafür brauchen wir weitere Unterstützung – Empfänger: Freundeskreis Peru Amazonico e.V., Spendenkonto: IBAN DE86 6206 2215 0020 7630 34, Stichwort: Corona/Pucallpa – Herzlichen Dank

Eugen Bruder