Esmeralda Martin (2009 - 2021) (© Luisenrrique Becerra)
Im März 2020 verbrachten Esmeralda und ihre Familie die Nacht vor dem Gesundheitsministerium, um gegen die mangelnde Bereitschaft des peruanischen Staates zu protestieren, ein Behandlungsprogramm für Tausende von Bürger*innen durchzuführen, deren Körper mit Schwermetallen belastet sind. Nach der Ausrufung des Ausnahmezustands durch COVID-19 wurden sie dann bei Bekannten in San Juan de Lurigancho untergebracht. (© Luisenrrique Becerra)
Carmen und Siméon, die Eltern von Esmeralda, protestierten zusammen mit zwei anderen Familien auf der Avenida Salaverry vor dem Gesundheitsministerium, die Polizei schubste sie und trat auf die am Boden liegenden Kinder ein. Die Familien blockierten drei Stunden lang die Straße und forderten einen Dialog mit den Behörden. (© Luisenrrique Becerra)
Carmen verabreicht Esmeralda Insulin in dem Raum, in dem sie in den ersten Monaten der Pandemie untergebracht war,. Esmeralda konnte nicht nach Cerro de Pasco zurückkehren, um sich nicht weiter den Umweltvergiftungen auszusetzen. (© Luisenrrique Becerra)
Vor der Ausrufung des COVID-19-Notstands verbrachten Esmeraldas Familie und zwei weitere Personen die Nacht vor dem Gesundheitsministerium, um gegen die mangelnde Bereitschaft der peruanischen Regierung zu protestieren, ein Behandlungsprogramm für Tausende von Bürger*innen mit Schwermetallen im Körper durchzuführen. Dabei geht es nur darum, etwas Lebensqualität zu erhalten, da es keine Heilung gibt. (© Luisenrrique Becerra)
Esmeralda spielt an einem Samstagnachmittag mit den Brüdern Castañeda, die ebenfalls aus Cerro de Pasco nach Lima gekommen sind, um eine Behandlung gegen Schwermetalle in ihrem Körper zu fordern. (© Luisenrrique Becerra)
Siméon Martin Huete während des Protestes vor der Tür des Gesundheitsministeriums. Obwohl die drei Familien nach drei Stunden Zutritt erhielten und mit Vertretern des Ministeriums sprechen konnten, blieb alles bei Versprechungen und politischen Gesten. Bis heute sind die Behörden nicht gewillt, ein Behandlungsprogramm für Bürger*innen durchzuführen, die Schwermetalle in ihrem Körper haben. (© Luisenrrique Becerra)
Familie Castañeda aus Cerro de Pasco hat ebenfalls vor dem Gesundheitsminsterium protestiert. (© Luisenrrique Becerra)
Die Geschwister Casteñada kamen zusammen mit ihren Eltern aus Cerro de Pasco. Sie fordern vom Gesundheitsministerium eine effektive Behandlung, um die Schwermetalle in ihren Koerpern auszuleiten. (© Luisenrrique Becerra)

Fotogalerie: Esmeraldas Kampf

Die 12-jährige Esmeralda Martin ist das jüngste Opfer der Schwermetallvergiftungen in Cerro de Pasco.

Ihr Großvater verließ als junger Mann das heimatliche Dorf, um in der Bergbaustadt Cerro de Pasco auf 4300 Meter Höhe sein Glück zu suchen. Für seine Enkelin, die 12-jährige Esmeralda Martin, brachte das Aufwachsen neben der offenen Tagebaugrube mitten in der Stadt Krankheit und Tod. Seit ihrem 6. Lebensjahr litt Esmeralda an einer schweren Form von aplastischer Anämie, einer Bluterkrankung, die u.a. auf den Kontakt mit Giftstoffen zurückzuführen ist. Wie so viele Kinder in Cerro de Pasco wies auch Esmeralda Martin zu hohe Schwermetallwerte auf. Ihre Eltern, Simeon Martin und Carmen Añasco, kämpften wie die Löwen um die Gesundheit ihrer jüngsten Tochter. Sie marschierten mit anderen Eltern betroffener Kinder tagelang bis zum Gesundheitsministerium nach Lima; sie ketteten sich vor dem Ministerium an, machten in sozialen Netzwerken aufmerksam und erreichten schließlich, dass der Staat die Kosten für eine Knochenmarktransplantation in Argentinien übernahm.  Im März 2020 protestierten sie erneut, zusammen mit anderen Eltern betroffener Kinder, vor dem Hauptquartier des Bergwerkbetreibers Volcan in Lima. Dort erhielten sie den Bescheid, man würde ja Steuern bezahlen, sie sollten deswegen beim Staat vorstellig werden. Die Eltern schlugen ihr Protestcamp daraufhin vor dem Gesundheitsministerium auf.

In Cerro de Pasco wird seit rund 100 Jahre industrieller Bergbau betrieben. In dieser Zeit haben sich die Abraumhalden unkontrolliert angehäuft, während die Besitzer gewechselt haben. 1998 kaufte das peruanische Unternehmen Volcan die Minen vom peruanischen Staat und baute das Unternehmen zu einem der weltweit  grössten Zink-, Blei- und Silberproduzenten aus. 2004 stieg der Schweizer Rohstoffmulti Glencore als Minderheitsaktionär ein, seit 2017 besitzt Glencore die Aktienmehrheit an Volcan. Ein geplanter Verkauf der Mine in Cerro de Pasco an ein kanadisches Unternehmen kam nicht zustande – unter anderem auch, weil die Verwertung des Abraums dank des hohen Silberpreises äusserst rentabel ist.

Trotz Knochenmarkstransplatation verschlechterten sich die Blutwerte Esmeraldas in den letzten Monaten.  Am 14. September starb sie auf dem Weg von Cerro de Pasco ins Krankenhaus nach Lima.

Auf Nachfrage bei Glencore, bedauerte die Unternehmenssprecherin den Tod Esmeraldas und beteuerte, dass Glencore daran arbeite, die Auswirkungen des über 100 Jahre alten Betriebes zu adressieren.

In Erinnerung an Esmeralda Martin, die vielen anderen kranken Kinder in Cerro de Pasco und ihre Eltern, zeigen wir die nachfolgenden Fotos von Luisenrrique Becerra. Sie zeigen eine fröhliche Esmeralda im März 2020, kurz vor dem Corona-Lockdown, während des Protests vor dem Gesundheitsministerium.


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Hildegard Willer