Bauern protestieren gegen Kartoffel-Importe aus der EU

Wenige Tage vor Ankunft des Papstes, protestierten Bauern in den Anden gegen den Preisverfall ihrer Kartoffeln. Schuld sind auch importierte Kartoffeln aus Holland.   

Die Agrarkommission des peruanischen Parlaments  zeigt sich empört, denn von 2015 bis 2017 haben sich die Importe von Kartoffeln in das Ursprungsland der papas, der Kartoffeln, nach Peru um 72% erhöht. Im Jahre 2017 wurden fast 32 000 Tonnen vorgefertigte Kartoffeln  eingeführt.  Diese Menge wird mit einem Wert von 26,5 Millionen Dollar angegeben. Die meisten Import-Kartoffeln kommen aus…. Holland. Holländische Kartoffelbauen erzielen damit einen Gewinn von ca. 19 Millionen Dollar.  Bei den eingeführten Kartoffeln handelt  es sich  um für Pommes Frites und Snacks entsprechend vorgearbeitete, in Stifte geschnittene Kartoffeln. Diese werden dann zum Nationalgericht “pollo a la brasa”, dem peruanischen Grillhähnchen, serviert.  Die Hähnchen kommen zum großen Teil aus Großbetrieben aus Argentinien, wo sie mit gentechnich angebautem Getreide gefüttert werden.

 

Auch wenn die eingeführten Kartoffeln weniger als 1% der peruanischen Kartoffelernte ausmachen und somit nur zum kleinen Teil für die diesjährige Überproduktion verantwortlich sind, so weist die Tatsache doch auf ein grundlegendes Manko hin: der Bedarf nach vorgefertigten Kartoffeln wächst, und Peru, das Kartoffelland schlechthin, hat nicht mal eine Fabrik, um die Kartoffeln dementsprechend weiterzuverarbeiten.

 Daneben gibt es noch andere Gründe für den Preisverfall der Kartoffeln und die dadurch ausgelösten  Streiks und Strassenblockaden der Bauern in den Andenregionen Apurimac, Huanuco , Pasco,  Ayacucho, Junin, Huancavavellica

Ein Hauptgrund ist das  günstige Wetter von der Aussaat im August 2016 bis zur Ernte im Dezember 2017 . Deshalb konnten 30 bis 40 Tonnen pro Hektar geerntet werden. Hauptabnehmer sind die 9 Millionen Bewohner der Hauptstadt Lima.

Um ihre Unkosten zu decken und etwas zu verdienen,  müssen sie die Kartoffeln zu mindestens 0,80 Soles pro Kilo verkaufen können, sagen die Bauern.   Die Großhändler bieten aktuell nur 0,20 Soles (0,07 Euro) bis 0,50 Soles an. Das reicht nach Aussagen der Bauern nicht einmal, um die Unkosten herein zu bekommen. Deshalb lassen viele Bauern ihre Kartoffeln auf den Feldern verrotten. Alleine in der Region Junin betreffen die tiefen Kartoffelpreise über 10.000 kleine und mittlere Bauern. Sie produzierten im Jahr 2016 ca. 146.000 Tonnen

Als Antwort auf den Streik hat das Landwirtschaftsministerium 1,5 Millionen Soles (knapp 400 000 Euro)  zum Ankauf von Kartoffeln zur Verfügung gestellt. Das reicht den andinen Kartoffelbauern nicht, weil das gerade eine Menge von ca. 20.000 Hektar ausmachen würde. Diese Menge reicht gerade für den Konsum der Menschen in der Hauptstadt Lima für 3 Tage.

Das Ministerium hat auch eine Werbekampagne angekündigt, damit die peruanischen Hähnchenbratereien vermehrt peruanische Kartoffeln kaufen.

Eine weitere Forderung ist, den entsprechenden Passus im Freihandelsabkommen EU-Peru aus zu setzen. Darin ist u.a. die Einfuhr von Kartoffeln in verarbeiteter Form (Pommes-Stifte) geregelt.

Heinz Schulze