Amazonas-Sozial-Forum: „Der Ruf des Waldes“

Vom 28. April bis  1. Mai 2017 findet  in Tarapoto, im Departament San Martín, das achte Sozialform der Amazonasländer statt (VIII Foro Social Panamazónico (VIII FSPA)). Rund 2000 Menschen aus allen neun Amazonasländern sollen dem ” Ruf des Waldes” folgen und in Tarapoto gemeinsame Positionen diskutieren und stärken. 

Das Foro Social Panamazónico ist ein Kind des Weltsozialforums und wird seit 2002 etwa alle zwei Jahre organisiert. Ziel des Forums ist es, indigene Organisationen, Basisbewegungen, Forschungsinstitute, Umweltorganisationen und andere, die sich für den Erhalt des Lebensraums Amazonas und den Schutz der Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzen, zu mobilisieren und miteinander in Austausch zu bringen. Damit soll es möglich werden, den grossen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen.

Bedrohungen und Themen  / Die Bedrohungen sind Programm

Der Amazonas-Regenwald ist mit einer Fläche von mehr als 6 Millionen Quadratkilometern der grösste noch verbliebene Regenwald der Erde. Der Erhalt dieses Ökosystems ist nicht nur für die dort lebenden Menschen, Tiere und Pflanzen wichtig, sondern als “Lunge des Planeten”, Süsswasserreservoir und Gebiet mit einer der höchsten Artenvielfalten weltweit für die gesamte Menschheit von zentraler Bedeutung.

Die gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen in Peru und anderen Amazonasländern dienen primär den Interessen der Grossunternehmen, die Rohstoffe abbauen oder Infrastrukturprojekte umsetzen. Der Schutz der Umwelt und der Rechte der indigenen oder ländlichen Bevölkerung hat das Nachsehen. Abholzung für grosse Soja-, Ölpalmen- und andere Plantagen, Megastaudämme, Erdölförderung und leckende Pipelines, illegaler Bergbau – die Bedrohungen sind vielfältig und weitgehend bekannt.

Die InitiatorInnen des VIII Panamazonas-Sozialforum haben in verschiedenen Workshops mit Basisorganisationen den nicht ganz einfachen Versuch unternommen, die zentralen Themen zu strukturieren. Folgende fünf programmatischen Achsen wurden festgelegt:

  • Auswirkungen des neokolonialen Modells (Extraktivismus, Megaprojekte, Freihandelsabkommen) auf die Umwelt und die Rechte der indigenen Bevölkerung
  • Alternative Paradigmen und Widerstandsprozesse (“buen vivir”, “vida plena”, interkulturelle Demokratie etc.)
  • Territorium, Land und Identität
  • Klimawandel und Ernährungssouveränität
  • Die Rolle der Frauen beim Schutz des Lebensraums Amazonas

Vom Meer zu den Bergen

Das letzte Forum der Amazonasländer fand 2014 in der brasilianischen Stadt Macapá, an der Mündung des Amazonas in den Atlantik statt. Dort erklärten sich peruanische Organisationen bereit, Gastgeber des nächsten Forums zu sein. Anders als bei den vorangegangenen Ausgaben (fünf davon in Brasilien, eine in Venezuela, eine in Bolivien) wird der Blick des FSPA 2017 nicht nur auf dem Amazonasgebiet liegen, sondern auch auf den ökologischen, geografischen und kulturellen Verbindungen zwischen den Anden und der Amazonasregion.

Die Organisationsstruktur

Das Sekretariat, bei dem die Fäden für das VIII FSPA zusammenlaufen, setzt sich momentan aus folgenden sechs Organisationen zusammen: AIDESEP, die nationale Dachorganisation der indigenen Organisationen im Regenwaldgebiet; das Amazonas-Forschungszenturm CAAAP; Forum Solidaridad Perú; die zivilgesellschaftliche Bewegung gegen den Klimawandel MOCICC sowie ONAMIAP, die nationale Dachorganisation der indigenen Frauenorganisationen aus den Anden und dem Amazonasgebiet.

Die Organisationen des Sekretariats bilden zusammen mit weiteren nationalen Netzwerken und Organisationen das nationale Komitee. Dieses wiederum ist Mitglied im lokalen Komitee, eine offene und wachsende Gruppe von Basisorganisationen aus der Region San Martin. Das lokale Komitee nimmt sozusagen die Gastgeberrolle ein und kümmert sich u.a. um die ganze Infrastruktur. Sowohl das lokale wie das nationale Komitee sind zudem Mitglied des internationalen Komittees, indem zurzeit Organisationen aus Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Bolivien und Peru vertreten sind. Mit an Bord im internationalen Komitee ist das kirchliche Panamazonas Netzwerk REPAM, in dem sich die  Lateinamerikanische Bischofskonferenz, Caritas Lateinamerika und andere Institutionen auf der Basis der Enzyklika “Laudato Sí” gemeinsam für den Schutz des Amazonasraumes einsetzen.

Das Sekretariat und die Komitees kümmern sich gewissermassen um die Rahmenbedingungen des Forums. Die inhaltliche Diskussion soll primär von den sogenannten Sektor-Gruppen kommen, die sich eigenständig organisieren, auf nationaler und internationaler Ebene vernetzen und ihre Positionen und Stossrichtungen zu den genannten Themenfeldern debattieren. Bis jetzt ist eine solche Gruppe zum Thema Klimawandel im Aufbau, ausserdem Gruppen von WissenschaftlerInnen und Forschern, eine Frauengruppe, eine der indigenen Bevölkerung sowie eine zum Thema Ernährungssouveränität. Weitere können in den kommenden Monaten ins Leben gerufen werden. Alle Gruppen und Komitees sind offen; wer Interesse hat, sich einzubringen, kann sich an die allgmeine Adresse oder eine der Organisationen des Sekretariats melden.

Der Weg zum Panamazonas Sozialforum

Das Panamazonas-Sozialforum ist nicht nur ein viertägiger “Event”, an dem Wissen ausgetauscht, debattiert, zughört, nach Handlungsstrategien gesucht und auch gesungen und getanzt wird. Genauso wichtig wie der Anlass selbst sind die Vernetzungsprozesse in den Monaten davor sowie die Weiterverbreitung der gemeinsamen Positionen in den Monaten danach.

Ein nächster Schritt auf diesem Weg ist ein Workshop im Juli, an dem Themen, Programmstruktur, Methoden, Kommunikation, Infrastruktur, Finanzierung und alle weiteren bisherigen Vorarbeiten mit VertreterInnen von Basisorganisationen aus dem Norden Perus besprochen werden. Ende August soll dann die Einschreibung eröffnet werden. Ende Oktober und Anfang November werden in verschiedenen Ländern kleinere nationale Vorbereitungsanlässe stattfinden.

Web: https://www.forosocialpanamazonico.com
Facebook: VIII Foro Social Panamazónico Perú Abril 2017
Mail:


Flurina Doppler

(Flurina Doppler arbeitet seit 2015 als Comundo-Fachperson bei Forum Solidaridad Perú in Lima und unterstützt dort die Vorbereitungen für das VIII Panamazonas-Sozialforum)