Aceton und illegale Landepisten

Aus den täglichen Meldungen über Drogenanbau und Drogen“bekämpfung“ in Peru sind zwei Informationen besonders bemerkenswert:
In der Provinz Satipo (zentraler Regenwald Perus) liegt die kleine Urwald“stadt“ Mazamari. Diese hat einen Flughafen. Der ist für Polizei und Militär, genauer für die Sondereinheit zur Drogenbekämpfung, eingerichtet mit inoffizieller Unterstützung durch ihre US-Kollegen. Mazamari liegt etwas mehr als eine Bus-Nachtfahrt von Lima entfernt. Von dort erreicht man in gut 10 Stunden (Bootsfahrt)  die Siedlung von Neusiedlern (colonos) El Progreso (Fortschritt) am Ene-Fluss. El Progreso ist bekannt für seine illegalen Landepisten.  Diese dienen Kleinflugzeugen (Cessnas) – aus Bolivien stammend – zum Transport von Kokainpaste oder Kokain. Das bringt, wenn alles klappt, für den Piloten zwischen 100.000-200.000 Dollar. Der kriminelle Bautrupp von El Progreso erhebt pro Landung Gebühren  in Höhe von 8-10.000 $. Aber nicht immer klappt alles.
Im Februar 2015 brachte das Sonderkommando von Mazamari ein bolivianisches Flugzeug (Nr. CP 2927) auf. Später wurden 268 Kilo Kokain und einige Gewehre im Flugzeug beschlagnahmt.

Wofür benötigt man 3.300 Kilo Aceton im Regenwald?
Sicherlich nicht als Nagellack-Entferner. Aceton ist eine farblose Flüssigkeit, gehört zu den leicht entzündlichen Flüssigkeiten. Kommen Haut oder Schleimhäute mit der als gefährlich geltenden Chemikalie in Kontakt, so können schwere Augenschädigungen die Folge sein. Bereits eine Menge von 75 ml gilt als für den Menschen tödliche Dosis. So oder ähnlich steht es in den Beipackzetteln.
Im Regenwald wird Aceton auch nicht als Lösungsmittel in der Sprengstoffindustrie oder zur Herstellung von Tränengas verwandt, sondern, in Kombination mit anderen Chemikalien für die Umwandlung von Cocablättern in Kokain. Die Nachricht, dass 3,3 Tonnen (!) Aceton auf dem Weg von Perus Hauptstadt Lima in den Regenwald von der Finanz- und Zollbehörde (SUNAT) konfisziert wurde, lässt aufhorchen. Nach Expertenmeinung reicht diese Menge aus, um ca. 500 Kg. Kokainpaste zu erzeugen.
Da aus den primitiven „Labors“ die ganze Giftbrühe in den Boden bzw. die Bäche und kleinen Flüsse gekippt wird, verseuchen die schier unglaublichen Mengen von 3,3 Tonnen Aceton den Boden, das Wasser und damit Pflanzen, Tiere und Menschen.
Und das alles für „mehr Leistungsfähigkeit“ und den speziellen „Kick“.
Ob und welche Rückstände des Acetons dann im Endprodukt Kokain vorhanden sind, ist unklar.
PS: Einige Tage nach dem Acetonfund in Satipo wurden in einem Kokainlabor in der Region Ayacucho 2 Tonnen Aceton gefunden und zerstört.
(Quellen: Inforegion 27.2., Sunat, 4.3.15 und Prensa Ayacucho 11.3.15)

Zusammenfassung : Heinz Schulze